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Am Mittwoch habe ich die Premiere eines Stückes besucht, dem ich schon sehr lange entgegengefiebert habe. Und nach den momentanen Ereignissen in Deutschland und den tragischen und verheerenden Anschlägen in Paris vom Wochenende, ist es nur noch brisanter und noch aktueller geworden.

Kriegerin, der Film von David Wendt aus dem Jahre 2011, hat mich damals schon sehr beeindruckt und sehr berührt, auch, da er sich, im Gegensatz zu vielen anderen Filmen und Büchern, um weibliche Rechtsradikale dreht. Und nicht nur um die Mitläuferinnen, die “Freundinnen”, die eben nachplappern und sich gern als Unterstützerin ihres Mannes sehen, sondern um eine tiefüberzeugte junge Frau mit eigener Agenda.

Für die Bühnenadaption des Filmes (Bühnenfassung von Tina Müller) wurde der Inhalt etwas verändert. Zwar ist auch hier Marisa (Alessa Kordeck), eine junge Rechtsradikale, die Hauptperson, aber neben ihr und Svenja (Maria Perlick), die gerade in die Rechte Szene hineinstolpert, geht es auch um das Leben im Asylantenheim, um die Auswirkung von rechtem Gedankengut und rechter Gewalt auf das Familienleben und das Umfeld von Täter und Opfer.

Marisa, eine junge Supermarktkassiererin, weigert sich, an ihrer Kasse die beiden jungen Asylanten Jamil und Rasul (Paul Jumin Hoffmann und Lorris Andre Blazejewski) zu bedienen. Sie ist tief in der Rechten Szene verwurzelt, ihr Großvater hat sie bereits auf diesen Weg gebracht, als sie noch ein kleines Mädchen war. Nun ist sie die Freundin von Sandro, der ihre Nazitruppe anführt und plant, diesem viele Kinder zu schenken und ihm bei seinem Weg an die politische Spitze zur Seite zu stehen. Als er in den Knast kommt, übernimmt sie kurz seine Stellung in ihrer Truppe. Sie ist es dann auch, die die beiden Flüchtlingsjungen nach einem Streit mit ihrem Wagen anfährt und schwer verletzt. Während der Weg von Svenja, einem netten Mädchen, dass nach der Trennung ihrer Eltern haltlos herumtrudelt, in das Zusammengehörigkeitsgefühl der Nazitruppe führt, führen Reue und aufkeimendes Verständis für Rasul Marisa genau in die entgegengesetzte Richtung. Sie beginnt sich, ihre gewaltgepägte Beziehung zu Sandro und ihre Truppe anzuzweifeln. Aber ihre Geschichte, die mit Gewalt begann, kann auch nur in Gewalt enden.

Eine sehr, sehr sehenswerte und starke Aufführung! Das Zusammengehörigkeitsgefühl, das gegenseitige Anheizen und Parolendreschen der Rechten wird ebenso gut dargestellt wie die Angst und die Hilflosigkeit der Wegschauenden. Ein düsteres, starkes und zugleich ungemein nachdenkliches Stück. Neben der grandiosen Alessa Kordeck hat mich vor allem Maria Perlick als ziellose und beeindruckbare Svenja sehr überzeugt, die auf ihrer Suche nach Familie rehäugig direkt in die Falle stolpert.

©Nicole Haarhoff

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