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Ganz wie eine grazile Southern Belle schwebt Francoise Rochais auf die Bühne. Mit ihrem weißen Spitzenschirmchen setzt sie sich allerdings nicht auf die Veranda, um Eistee zu nippen, nein, sie wirbelt ihn gekonnt durch die Luft. Und dann auch noch diverse andere Gegenstände, immer im Takt mit der wunderbaren Musik von Ray Charles (Georgia on my Mind) und Tina Turner (Proud Mary). Mit viel Charme und einem koketten Lächeln tanzt Madame Rochais und jongliert gleichzeitig in halsbrecherischer Geschwindigkeit und legt damit das Tempo und das Können vor, dass sich den ganzen Abend lang zeigen wird, in jeder Artistiknummer und jedem Musikstück.

Mit All Night Long ist dem Wintergarten Varieté mal wieder ein ganz großer Wurf gelungen, wer die Show (so wie ich) 2014 verpasst hat und auch die Open Air Aufführung in der Wuhlheide, der sollte sich jetzt ranhalten, nur noch bis zum 28. August ist diese tolle Show im Wintergarten Berlin zu erleben!

Der Abend ist bis oben hin angefüllt mit großartiger Musik und wird von den Sängern Colin Rich, Della Miles und Rian Es wunderbar präsentiert. Ein Gänsehautmoment jagt den nächsten. Und wenn Colin Rich vor einem purpurnen Regen im Hintergrund seine Version von Prince’ Purple Rain singt, dann hat ganz sicher mindestens die Hälte des Publikums einen dicken Kloß im Hals.

Musik und Artistik sind bis ins letzte Detail ineinander verwoben, Klang und Körper unterstützen und erheben einander. Ein wunderbares Fest für Augen und Ohren! Ob die engelzarte Lea Hinz, die sowohl in der Luft als auch am Boden schwerelos tanzt oder die fröhlichen Addis Brothers, die in unglaublich rasantem Tempo agieren, alles ist sehr sehenswert. Nach jedem Stück denkt man, das war jetzt der Höhepunkt, da kann jetzt nichts mehr folgen, was einem ebenso gut gefällt, aber dann wird man doch wieder eines bessseren belehrt!

Nach der Pause kommt dann, von vielen im Publikum sehnlich erwartet, die Diva Ikenna hereingeschwebt. Zarte Wespentaille, grandiose Robe – Berliner Schnauze. Eigentlich müsste man einen Mann hassen, der als Whitney Houston derart gut aussieht und dann auch noch so eine fabelhafte Stimme hat. Aber Charme und Witz und natürlich ihre Stimme nehmen einen trotzdem sofort für sie ein.

Kraftpaket Léonie Pilote überzeugt am Vertikal Pole, das Duo Anivia verzaubert mit liebevoller Leichtigkeit, ebenfalls in luftigen Höhen, an der Luft-Perche. Monsieur Chapeau ist der Clown des Abends. Etwas verloren wirkend stolpert er auf die Bühne, nur um dann auf einer sehr wackelig wirkenden Konstruktion aus Koffern und Blechdosen gekonnt zu balancieren. Yenenhe Tesfaye wäre eine große Hilfe beim Fensterputzen – seine Leiter braucht keine festen Stand. Und Abrham Dereje Woldehawaryat lässt Michael Jackson vor unseren Augen auferstehen, zumindest was den Tanz angeht. So gut mit Bouncing Balls umgehen konnte der King of Pop wahrscheinlich nicht.

Ein insgesamt großartiger Abend, der mich mit Soulklassikern auf den Lippen nach Hause schweben ließ, um dort meine alten Michael Jackson und Nina Simone Alben herauszukramen. Wunderbar sommerliche Unterhaltung, zum Staunen, zum Schwärmen, zum Mitsingen. Ab dem 7. September gibt es dann die neue Show: Relax – 80’s Hits & Acrobatics. Ich bin schon sehr gespannt!

©Nicole Haarhoff

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