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Wer an den Hauptmann von Köpenick denkt, der denkt wohl zunächst an Heinz Rühmann in der Titelrolle der Films von 1956. Nachdem Rühmanns Stern sich schon im Sinkflug befunden hatte, seiner fragwürdigen Haltung während der Naziherrschaft geschuldet, brachte diese Rolle als sympathischer, unrecht behandelter Spitzbube, Rühmann wieder ganz nach vorn. Mehr als 10 Millionen Menschen sahen den Film bereits in den ersten fünf Monaten!
Mittlerweile gibt es, neben diversen Neuverfilmungen, auch ein Musical zu dem berühmten Kriminalstreich. Und während die Dreharbeiten für den Film in Hamburg stattfanden, steht nun der tatsächliche Tatort als Bühne bereit. Mitten im Innenhof des schönen Köpenicker Rathauses tanzen und singen die Protagonisten, eine perfekte Kulisse.
Friedrich Wilhelm Voigt (Maximilian Nowka), gerade aus dem Zuchthaus entlassen, versucht beim noblen Köpenicker Schneider Wormser (Boris Freytag) eine Anstellung zu bekommen. Der Hauptmann von Schlettow (Martin Kiuntke) bekommt dort gerade seine Gardeuniform angepasst und man wirft Voigt unzeremoniell hinaus. So geht es ihm immer wieder und wieder, ohne Papiere und als ehemaliger Häftling bekommt er keinen Job, aber ohne einen Job bekommt er auch keine Papiere. Verzweifelt landet Voigt mit seinem Kumpanen Kalle (Nikolas Gerdell) im Café National. Dort sind die feschen Damen (Juliane Wolf, Paulina Plucinski, Stefanie Bruckner) zwar überaus charmant und offenherzig, die Mittel der beiden Ex-Sträflinge reichen aber leider nicht für deren Gesellschaft. Hauptmann von Schlettow, der in Zivil das Gasthaus betritt, dagegen hätte die Mittel. Leider kommt es nicht zu amourösen Abenteuern, stattdessen bricht eine Schlägerei los und auch der schnieke Hauptmann wird verhaftet, was ihn seine Stellung kostet. Die schöne neue Uniform landet also wieder bei Schneider Wormser. Voigt und Kalle planen derweil einen Einbruch, ausgerechnet im Polizeirevier! Voigt will endlich seine Papiere, Kalle hat es auf die Kasse abgesehen.
Zehn Jahre später wird Voigt aus der Haft entlassen. Der gleiche Tanz wie damals beginnt von vorn. Kein Job, keine Papiere. Er kommt bei seiner Schwester und deren Mann unter, kümmert sich rührend um deren Untermieterin, das schwerkranke kleine Liesken. Als ihm die Ausweisung droht und er ohne Ausweg und Perspektiven dasteht, verfällt er auf den Coup, der ihn berühmt machen wird: die absolute Uniformhörigkeit der Menschen nutzend, kauft er sich die Uniform Schlettows, die mittlerweile beim Trödler gelandet ist. Er rekrutiert aufs geratewohl einige Soldaten und nimmt mit ihnen das Köpenicker Rathaus ein. Er verhaftet Bürgermeister und Schatzmeister und lässt sich die Kasse aushändigen. Die nichtsahnenden Mittäter lädt er davon auf Bier und Bockwurst ein.
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich der freche Coup, das ganze Kaiserreich lacht über den Streich. Voigt wird sowohl verteufelt, als auch als Held gefeiert. Vor einer weiteren Haftstrafe kann ihn das allerdings nicht retten.
Ein Besuch beim Musical “Der Hauptmann von Köpenick” kann man ganz wunderbar zu einem Ausflug für die ganze Familie ausbauen. Das pittoreske Köpenick eignet sich hervorragend für einen schönen Spaziergang, überall locken hübsche Restaurants und Cafés für jeden Geschmack. Und dann kann man den Abend im Innenhof des Restaurants in wunderbar idyllischer Umgebung bei diesem sehr sehenswerten Musical beenden. Grandiose Stimmen, schöne Kostüme, spielfreudige und fröhliche Schauspieler, denen ihre Rollen auf den Leib geschneidert zu sein scheinen. Mal fröhlich, mal nachdenklich, mitreissende Lieder und viel augenzwinkernder Humor. Besonders Juliane Maria Wolf als fesche Plörösenmieze und als totgeweihtes Liesken konnte in beiden Rollen sehr beeindrucken. Die ganze erste Hälfte musste ich angestrengt grübeln, wo ich Frau Wolf schon einmal gesehen hatte, ein Blick ins Programm verriet es dann: als berlinernden Geist der Weihnacht in der Weihnachtsgeschichte im Theater am Kudamm!
©Nicole Haarhoff