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Gleich bei der Ankunft beim Ballhaus Berlin in der Chausseestraße wird einem eines klar: Dies wird kein Abend wie jeder andere! Vor der Tür wartet nicht die berlinübliche Schar von Barthipstern in Skinnyjeans, sondern elegante, mondäne Damen mit komplizierten Frisuren und extravaganten Haarverzierungen, die sich von eleganten Männern mit Frack und Monokel Feuer geben lassen.

Hinein in das schummrige Licht des eleganten Ballhauses. Ein stattlicher maskierter Mann flirtet über die Tischtelefone mit den Damen. Schöne Stoffe glänzen im Licht der Kronleuchter, Hüte werden gelüftet, Stühle zurechtgeschoben. Ein wunderbarer Kontrast zum sonstigen legeren Nachtleben, man gleitet unbewusst immer tiefer in die schwülstig-elegante Erinnerung an das Kabarett der 20er Jahre. Am Nebentisch wird ein Hendricks Punch serviert, der Drink des Abends, stilecht in einer eleganten Suppenterrine, getrunken wird aus zarten Porzellantassen. Wir wollen natürlich nicht außen vor sein und ordern ebenfalls einen – sehr zu empfehlen.

Die Show beginnt, das schummrige Licht wird nochmal gedimmt, Le Pustra, unser Conférencier, schreitet majestätisch zur Bühne. Wunderbar melancholisch, das Gesicht stets etwas leidend, singt er sanft und schmeichelnd, indiskret und schlüpfrig. Zum knarzigen Geräusch alter Filmrollen erfasst ein zittriges Scheinwerferlicht einen der Künstler nach dem anderen. Sie sind an unterschiedlichen Orten im Saal, inmitten der Zuschauer platziert und erwachen ruckend zum Leben, um eine Kostprobe ihres Könnens zu präsentieren. Eine grandiose Inszenierung!

Zu keinem Zeitpunkt hat man als Zuschauer das Gefühl, nicht in einem Halbweltetablissement an der verrufenen Tauentzienstraße der 20er Jahre zu sitzen. Charmante Matrosen (Charly Voodoo) am Klavier, traurige Damen an der seufzenden Geige (Shir-Ran Yinon), ein klagender Conférencier. Eine laszive Dirne (Julietta la Doll) unterhält am Telefon splitterfasernackt interessierte Freier, eine unheimliche Wahrsagerin hält bedeutungsschwanger ihre Tarotkarten hoch. Jede einzelne Szene wäre ein Gemälde wert.

Aber es geht auch lustig zu. Dafür sorgt die wunderschöne Lada Redstar mit ihren Auftritten und dem spritzigen Gassenhauer zum Mitsingen: My Girlfriends Pussy. Oder der Besuch der kleptomanischen “besten Freundin”, (Miss Annabel Sings) die dem armen Le Pustra gleich noch eine weitere Sorgenfalte in seinem traurigen kleinen Gesicht beschert.

Die Show ist einfach ein Gesamtkunstwerk. Frivol, sexy, melancholisch, aber auch bizarr und sogar ein wenig grotesk, so zum Beispiel die theatralische Auftritte von Reverso. Das Publikum ist immer Teil der Inszenierung, mittendrin in dieser wunderschönen Illusion von vergangenen Zeiten. Die makellose Burlesqueschönheit Vicki Butterfly ist extra aus London angereist, Dandy Mama Ulita setzt den Raum nicht nur mit ihren heißen Küssen für Lada Redstar in Flammen. Die Berliner Verwandlungskünstlerin Bridge Markland (“Das ist Kunst”) zeigt viel nackte Haut, aber das ist an diesem Abend ja auch ein Muss!

Ich habe im Nachhinein sehr bereut, nicht am Freitag oder Samstag dort gewesen zu sein, denn da gab es im Anschluss an das Kabarett der Namenlosen noch die berühmte “Boheme Sauvage” Abendgesellschaft mit Absinth Bar, Spieltischen und strengem Dress Code. Ich hatte 2015 schon mal davon berichtet: hier.

Weitere Informationen zum Ballhaus, zum Kabarett der Namenlosen und zu Boheme Sauvage habe ich für euch eingefügt, wer eine oder mehrere dieser Adressen noch nicht kennt, sollte das unbedingt ganz schnell nachholen!

 

©Nicole Haarhoff, Bilder: ©Maizucker

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