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Man könnte einen Berliner Park gar nicht besser darstellen: eine über und über beschmierte Bank und ein voller Mülleimer, beides in Übergröße. Denn immerhin stellen alle auftretenden Menschen kleine Tiere dar. Und wir springen mit beiden Füssen voran in die verzwickten und gefährlichen Lebensgeschichten der wilden Tiere von Berlin.
Da sind der Waschbär Wash (Lars Kemter), er ist ein Hipster mit trendy Turnbeutel und galoppierender Social Media Abhängigkeit. Die Türkentaube Ülker (Konstanze Kromer), mit Kopftuch und Attitüde. Das Nerdkaninchen Sechser (Christian Näthe) ist allergisch auf beinahe alles und trägt eine obligatorische schwarze Brille, dafür ist er aber auch gut am PC. Und dann ist da noch die aggressive Fleischfressin, die Füchsin Faye (Emma Rönnebeck), die meistens poltert und meckert. Nach einer gemeinsam durchfeierten Nacht, bei der auch eine Tüte gefundes Marihuana eine Rolle spielte, wachen Wash, Sechser und Faye neben einer unangenehmen Überraschung auf: einer menschlichen Leiche!
Und nicht nur das, schnell wird es zur unheimlichen Gewissheit: der Täter muss ein Tier gewesen sein! Aber wer? Die einzige Fleischfresserin im Bunde, Faye, weist alle Beschuldigungen weit von sich. Sie hat auch gerade ganz andere Probleme. Hatte sie in der vergangenen Nacht etwa Sex? Es gibt Zeichen dafür, aber sie hat keinerlei Erinnerungen daran! Wer war also der Gras-Gigolo?
Man zieht den ehemaligen Polizeihund Rex zu den Ermittlungen hinzu und auch andere Tiere werden scharf befragt. Denn sollte der Verdacht auf die Tiere des Parks fallen, dann wären sie schließlich alle in Gefahr! Und während emsig nach dem Mörder gefahndet wird, sucht Faye gleichzeitig einen ganz anderen Täter. Sie hat schließlich einen Ruf zu verlieren, wenn auch einen schlechten.
Schrille, lustige, alberne, manchmal ein wenig derbe Musicalkomödie in der es einfach an nichts fehlt, was Berlin so ausmacht: Gentrifizierung, Hipster, schwindelerregende Mietpreise, Analsex, Drogen und ein guter Schuss Romantik – hier ist wirklich alles drin. Die Schauspieler haben sichtlich Freude an ihren Rollen und haben auch großartige Stimmen, vor allem Waschbär Wash alias Lars Kemter, den ich schon bei “Hinterm Horizont” am Potsdamer Platz erleben durfte. Die Songs sind allesamt mitreißend und witzig. Hervorzuheben ist vor allem auch Konstanze Kromer, die ich bestimmt schon ein dutzend Mal beim Impromatch gesehen habe. Sie spielt neben der schlauen Türkentaube Ülker auch noch in einige andere Tiere, wie zum Beispiel die Berberkatze Bella oder den polnischen Automarder. Und sie rockt jede einzelne Rolle! Vor allem den nervigen Prenzlbiber mit den Dinosaurier-Ärmchen!
Ich habe mich großartig amüsiert und kann euch “Wildes Berlin” nur ans Herz legen! Witzig, charmant, dreckig und ein klein wenig vulgär – genau wie Berlin eben.
Regie: Denis Fischer
Idee und Buch: Robert Löhr
Musik: Wolfgang Böhmer
Songtexte: Tom van Hasselt
Ausstattung & Kostüm: Jenny Dechêne
Regieassistenz: Larissa Copetti
Choreographie: Kathleen Bauer
Musikproduktion: Carsten Schmelzer, Bassball Production
©Nicole Haarhoff