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Damit hätte die Umweltbiologin Anne (Claudia Rieschel) nun wirklich nicht gerechnet: Mehr als 40 Jahre nachdem sie ihre Studenten-WG hinter sich gelassen hat, sieht sie sich plötzlich wieder damit konfrontiert, Mitbewohner zu brauchen. Ihr Job war zwar gut für ihr Gewissen und für die Umwelt, aber leider gar nicht gut für ihren Geldbeutel. Sie kann sich das Leben in der Stadt einfach nicht mehr leisten! Und aufs Land möchte sie auf keinen Fall ziehen. Was bleibt ihr also anderes übrig, als ihre alten Kommilitonen und Ex-Mitbewohner zu kontaktieren und ihre Hippie-Kommune neu zu beleben.

Nicht alle Studenten von damals sind von der Idee begeistert, aber schließlich findet sich Anne mit dem sozial engagierten Juristen Johannes (Heinrich Schafmeister) und dem Lebemann Eddi (Winfried Glatzeder) in einer WG wieder. Fröhlich beginnen die Drei, ihre wilde Studienzeit wieder aufleben zu lassen, mit lauter Musik und nächtelangen Streitgesprächen. Allerdings haben sie die Rechnung ohne ihre Nachbarn von oben gemacht. Dort leben nämlich die schnöseligen jungen Studenten Thorsten (Eric Bouwer), Katharina (Luise Schubert) und Barbara (Annalena Müller). Die sind im Prüfungsstress und haben absolut keinen Bock auf ihre neuen Nachbarn und ihren Lärm. Ganz im Gegenteil. Sehr von oben herab und abschätzig machen sie den Neuen unmissverständlich klar, dass die Senioren von ihnen keine etwaige Hilfe bei Einkäufen, Trips zur Apotheke oder sonstigem erwarten dürfen.

Die Fronten sind geklärt und die Stimmung fortan angespannt. Die jungen Studenten ätzen recht bösartig und trommeln bei jedem Lärmverstoss mit dem Besenstiel auf den Boden. Die Alt-Hippies haben ihre anfängliche Freundlichkeit schnell aufgegeben und reagieren mit Unverständnis auf die steifen und uncoolen Kids von heute. Ihre Studienzeit war eindeutig sehr viel lockerer! Dafür ist das Alter nichts für Feiglinge! Anne wurde von ihrem Mann für eine Jüngere verlassen, Eddis Frau und seine Kinder sprechen nicht mal mehr mit ihm.

Als den Schnöseln von oben plötzlich all das Studieren zu viel wird und außerdem Liebeskummer sie plagt, da ist das Wissen und die Hilfe der Alten dann doch gefragt. Ganz ohne Reibereien geht die langsame Annährung der Generationen nicht ab, aber es stellt sich schließlich heraus, dass man sich doch gegenseitig helfen kann.

Der neuste Streich im Theater am Kudamm ist ein sehr witziger Generationenkonflikt, in dem die Rollen vertauscht sind: Die Jungen sind es, die erst mal runterkommen müssen und die Alten sind es, die sich langsam über den Ernst des Lebens klar werden müssen. Sowohl die Spießer in der oberen Wohnung als auch die Revoluzzer in der unteren Wohnung sind großartig besetzt! Die garstigen und hochamüsanten Dialoge fliegen und funkeln nur so zwischen den Kontrahenten.  Sehr sehenswerte und unheimlich lustige Theaterfassung des Erfolgsfilm von 2014! Die Aufteilung der Bühne, so das man quasi in beide Wohnungen gleichzeitig hineinschaut, ist großartig gelöst. Unbedingt anschauen!

Regie: Martin Woelffer, Bühne und Kostüm: Stephan Fernau

Ein Blick in den Spielplan lohnt sich, außer einigen spannenden Wiederaufnahmen wartet dort im Juni die Premiere von Bette & Joan, auf die ich mich schon sehr freue! (Manon Straché und Désirée Nick)

@Nicole Haarhoff

"Wir sind die Neuen" in der Komoedie am Kurfuerstendamm
“Wir sind die Neuen”, Eine Komoedie nach dem gleichnamigen Film von Ralf Westhoff, Theaterfassung von Juergen Popig Premiere am 30.04.2017 in der Komoedie am Kurfuerstendamm (bis 11.06.2017) Regie: Martin Woelffer Regie-Assistenz: Manuel Edler Buehne & Kostuem: Stephan Fernau Personen: Heinrich Schafmeister (als Johannes) Winfried Glatzeder (als Eddi) Claudia Rieschel (als Anne) Eric Bouwer (als Thorsten) Luise Schubert (als Katharina) Annalena Mueller (als Barbara) © MuTphoto/ Barbara Braun Tel.: +49(0)177/2944802 e-mail: bb@mutphoto.de

 

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