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Am Wochenende habe ich es endlich getan: Ich war bei einem Krimidinner! Krimidinner sind ein perfektes Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihnachten, nicht einfach ein schnöder Gutschein, sondern man schenkt sowohl Gaumenschmaus als auch einen spannenden, interessanten Abend. Daher wurde in meiner Familie schon mehrmals das eine oder andere Dinner hin und her geschenkt, Oma dem Sohn, Enkel dem Opa. Ich bin bisher immer leer ausgegangen, aber selbst ist die Frau!
Am Samstagabend habe ich mich also dem wunderschönen Sommerwetter und dem Fußballspiel zum Trotz (nicht, dass mich das interessiert hätte) aufgemacht ins Ellington Hotel Berlin. In der 4. Etage befindet sich der große, helle Saal, in dem das Krimidinner stattfindet, die großen Tische sind mit riesigen Kerzenleuchtern und frischen Blumen einladend gedeckt. Jeweils zehn Gäste sitzen zusammen am Tisch, jeder Tisch stellt einen Teil der Familie dar, denn sehr schnell stellt sich heraus: Dies ist die Geburtstagsfeier für den Paten, den Don (Thomas Zug). Huldvoll geht er durch die Reihen, grüßt hier und da ein Familienmitglied. Seine Frau (Carola Neitzel) wirbelt aufgeregt durch den Raum, die berühmte Giftmörderin hat diese Feier schließlich auf die Beine gestellt und hofft auf eine perfekte Feier für ihren mächtigen Ehemann, um ihn freundlich zu stimmen und auf ihrer Seite zu wissen. Denn eines wird bald klar: Auf dieser Geburtstagsfeier wird sich entscheiden, wer die Nachfolge des ruchlosen Mafiabosses übernehmen und fortan über Berlin und Brandenburg herrschen wird.
Der erste Gang Carpaccio vom Weideochsen mit Cipriani Sauce, Rucola und Parmesan wird serviert und erste Linien werden im Sand gezogen. Die Bewerber um den Platz des Dons sind außer seiner Ehefrau auch noch Vesuvio (Stephan Ziron), der gewaltbereite, über und über tätowierte Schwiegersohn, sowie ein weiteres Mitglied der weitverzweigten Familie (Urban Luig). Aus dem freundlichen Zusammensein wird recht schnell eine ungemütliche Konkurrenzsituation und jeder versucht, seinen Tisch mit seinen Familienmitgliedern aufzustacheln. Noch bevor die Gäste die Weiße Tomatensuppe mit Basilikum-Öl und Focaccia auslöffeln konnten, sind schon ein unehelicher Sohn und eine alte Flamme aus Sizilien, die die gehörnte Ehefrau Gift und Galle spucken lässt, aufgetaucht. Hat etwa auch der Bastardsohn Chancen auf den Mafiathron?
Bei Zitronenhuhn mit Pecorino Ravioli, Fenchel, Oliven und Thymiansauce ist nun das Kombinationsgeschick und die Fantasie aller gefragt. Anhand von vorgefertigten Zetteln versuchen wir tischweise den Hergang der Blutat zu ermitteln. Denn: Einer der Beteiligten hat es leider nicht bis zum Hauptgang geschafft! Und einer der Überlebenden ist der Täter. Gemeinsam werden wir ihn überführen und dann direkt nach Mafiaart mit Betonschuhen an den Füßen in der Spree versenken!
Zum Dessert Geeister Latte Macchiato mit Mandelschaum und Schokoladen-Biscotti haben wir uns aus zwei möglichen Szenarien für das logischste und das am schönsten präsentierte entschieden. Der Täter wurde benannt und abgeführt und alle, auch der neue (oder die neue?) Don ist satt und zufrieden. An unserem Tisch wird einhellig entschieden, dass der Abend erfolgreich war. Egal ob man im Familienbund, als Paar oder mit Freunden kommt, dieser Abend ist für Jeden etwas! Neben dem großartigen Essen hat man auf jeden Fall eine Menge Spaß. Jeder darf mitraten und sich einbringen. Auch Bühnenmuffel kann ich beruhigen, niemand muss nach vorn oder wird in irgendeiner Weise vorgeführt. Die Paternoster-Crew versteht sich wunderbar darauf, einzubinden, aber nicht zu zwingen. Das Stück entsteht, wächst und lebt von den Eingebungen und Ideen der Gäste. So ist auch jeder Abend ein Unikat und immer wieder anders. Ich bewundere immer die Kreativität, den Humor und die Schnelligkeit der Impro-Schauspieler, die blitzschnell auf neue Situationen und Ideen der Gäste reagieren.
Beim Essen ist ausreichend Zeit, auch mal ein Pläuschchen mit seiner Begleitung oder den Tischnachbarn zu führen, auch für den Genuß der Speisen ist genug Zeit eingeplant. Insgesamt ein rundherum schöner Abend, der Kopf und Magen begeistert. Die nächsten Termine sind im September und November, weitere Informationen und Karten gibt es hier. Wer das Improtheater Paternoster näher kennenlernen möchte, kann eine ihrer regulären Improshows in der Kulturbrauerei besuchen, den Spielplan gibt es hier. Und zu guter Letzt gibt es auch im schönen Ellington Hotel einiges zu erleben, schaut mal hier.
©Nicole Haarhoff