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Ehrlich gesagt, ich konnte mir unter “Manual Cinema” nicht viel vorstellen. Ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde, als ich am Wochenende Ada Ava im Admiralspalast besuchte. Die Truppe aus den USA ist im Rahmen des Sommerfestivals zum ersten Mal in Deutschland.
Acht Leute, vier Overhead Projektoren, zwei Leinwände. Eine große, auf der die Zuschauer das fertige Produkt beobachten können und eine kleinere, im Hintergrund, vor der die Künstler agieren und den Film zum Leben erwecken. Wer schon mal ein Stück von Katie Mitchell an der Schaubühne gesehen hat, der kennt dieses Vorgehen, allerdings arbeitet die Regiesseurin mit Kameras statt mit Projektoren und Folien. Als Zuschauer kann man sich entweder auf die obere Leinwand konzentrieren und nur dem fertigen Film folgen. Oder man beobachtet die arbeitenden Künstler und den Entstehungsprozess. Das macht einen großen Teil des Reizes dieses Abends aus, wie ich finde, denn die schiere Fantasie und die unglaubliche Arbeit, die hinter dem kurzen “Stummfilm” Ada Ava steckt, ist unheimlich sehenswert. Und unheimlich.
Ada und Ava sind Schwestern. Zwillingsschwestern, ein ganzes Leben lang zusammen. Bilder an den Wänden ihres kleinen Hauses zeigen sie immer nur zu zweit, als Kinder, als Backfische, als erwachsene Frauen und schließlich als alte Damen. Sie leben in einem abgelegenen kleinen Häuschen an der Küste und sind verantwortlich für den Leuchtturm nebenan. Ihr Leben besteht aus angenehmer Routine und verlässlicher Zweisamkeit. Bis eine der Schwestern stirbt. Und ihre Schwester in verzweifelter Einsamkeit zurücklässt. Die einfachsten Arbeiten, bisher immer zusammen ausgeführt, wollen plötzlich nicht mehr klappen. Sie verhängt die Spiegel und versucht weiterzuleben, allein voranzugehen, kann es aber nicht. Die Trauer droht sie zu übermannen, als plötzlich ein Rummelplatz direkt neben ihrem Häuschen am Strand aufgebaut wird. Und von hoch oben, vom Balkon des Leuchtturms aus, glaubt sie zu sehen, wie ihre Schwester eine Karte löst und den Platz betritt. Genau wie sie es vor vielen, vielen Jahren zusammen getan haben. Sie eilt hinab und sucht und sucht, bis sie in einem Spiegelkabinett ihre tote Schwester zu finden glaubt… Aber, kann man die Toten wirklich zurückbringen? Und wenn ja, zu welchem Preis?
Die Geschichte hat etwas von Tim Burtons Nightmare Before Christmas, schön, aber auch gruselig und ein wenig bizarr. Sie ist leise, aber doch tiefberührend, traurig, aber auch voller Hoffnung. Und dadurch, dass man ihre Entstehung live beobachtet, indem man den “Puppenspielern” bei ihrer Arbeit auf der Bühne zusieht, bekommt sie eine besondere Tiefe. Geräusche, Musik und Gesang werden sparsam, aber umso gezielter eingesetzt. Eine sehr interessante Erfahrung, eine Aufführung, wie ich sie so noch nie gesehen habe. Sehr spannend und sehr zu empfehlen. Die Langsamkeit und Stille der Entstehung ist eine kleine Herausforderung für jeden Action-3D-Kinogänger und Smartphonejünger und genau das ist das Besondere an diesem Abend!
Das Sommerfestival im Admiralspalast hat mich bisher wirklich von den Socken gehauen! Camille O’Sullivan war eine Offenbarung, Grimm ein tolles, mitreißendes Musical und Der Hauptmann von Köpenick hatte ich schon im letzten Jahr gesehen, ebenfalls sehr sehenswert. Mit Ada Ava kam nun nochmal ein ganz besonderes, ungewöhnliches Erlebnis hinzu. Und jetzt freue ich mich auf CATS!!! Schaut euch das weitere Programm vom SOFA hier an, da sind noch einige Schmankerl dabei! Und wen jetzt Manual Cinema neugierig gemacht hat, die findet ihr hier.
©Nicole Haarhoff
Ein Gedanke zu „Ada / Ava – Manual Cinema – SOFA – Admiralspalast Berlin“