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Constanze Behrends, ihres Zeichens verantwortliche Autorin und Regisseurin für die ersten hundert Folgen meiner liebsten Theater-Sitcom Gutes Wedding, Schlechtes Wedding, hat zur Zeit zwei Stücke im Heimathafen Neukölln am Start. Zum einen Klassenkampf, ein Neuköllnical um eine Gruppe jugendlicher Loser, die ganz im Geiste von Karl Marx den großen Aufstand proben. Gerade hat das Stück den Deutschen Musical Theater Preis 2017 für das Beste Buch erhalten. Und zum anderen Beziehungskiste, eine Neuköllner Bettgeschichte. Und die hab ich mir gestern Abend angeschaut:
Beziehungskiste ist ein auf die Bühne gebrachter Episodenfilm, ein klein wenig wurde ich an Love…Actually erinnert, das Weihnachtsfilm-Urgestein (Bald ist es wieder so weit!). Wir lernen viele unterschiedliche Leute kennen, die auf den ersten Blick überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Sie alle haben nur eins gemeinsam: ein Neuköllner Bett. Einmal ist es ein Krankenbett, dann ein Sterbebett, ein Ehebett, ein SM-Playground, es wird Yoga darauf gemacht oder es wird bei einer Party unter Jacken begraben. Und mehr und mehr entblättert sich die Verbindung, die zwischen all diesen ganz unterschiedlichen Menschen besteht. Zwischen der kühlen Psychologin Daniela (Constanze Behrends) und ihrer nervösen Patientin Andrea (Javeh Asefdjah), dem hibbeligen Drogendealer Moritz (Tom–Veit Weber) und dem gestrengen Rechtsanwalt Sven (Jaron Löwenberg) und all den anderen, die in und um Neuköllner Betten leben und lieben.
Spannend wie ein Krimi war dieser Abend! Man wirft einen kleinen Blick in das intimste Innenleben der Menschen und man kann gar nicht anders, als mit ihnen zu empfinden und mitzuleiden. Das liegt natürlich vor allem an der tollen Leistung der Schauspieler, vor allem Javeh Asefdjah hat mich unheimlich beeindruckt. Sie spielt eine trauernde Tochter, eine oberflächliche Assistentin und einen enttäuschten Sohn, alle mit der gleichen Intensität und Wucht! Constanze Behrends spielt eine sehr schwierige Frauenrolle, manchmal ist es beinahe schmerzhaft ihr und der labilen Psychologin Daniela zuzusehen. Und zu Jaron Löwenberg kann ich nur sagen, er ist sicher ein ganz netter Typ, aber meine Güte, noch nie war mir jemand so unheimlich unsympathisch. Den arroganten, eiskalten Rechtsanwalt spielt er eindeutig sehr, sehr glaubwürdig. Tom-Veit Weber mochte ich schon in Klassenkampf sehr und auch als verwirrter Robbenliebhaber war er toll. Ich kann euch Beziehungskiste nur sehr empfehlen, ein spannendes, hintergründiges, trauriges, lustiges, wütend machendes Stück. Ja – da ist wirklich alles drin. Schaut es euch an. Weitere Infos und Karten gibt es hier.
Text & Regie: Constanze Behrends
Co-Regie: Philipp Lau
Bühne: Julia von Schacky
Kostüm: Gregor Marvel
©Nicole Haarhoff
2 Gedanken zu “Beziehungskiste – Eine Neuköllner Bettgeschichte – Heimathafen Neukölln “