[Veranstaltungstipp/Werbung]
Halloween steht vor der Tür! Und während alle Gruselfans ihre Kostüme aus dem Schrank holen und ihre Plastikwaffen auf Hochglanz polieren, gibt es zur Zeit im Admiralspalast die Show zum Feiertag: Horror – Ein atemberaubender Alptraum verspricht die Werbung. Als großer Horror- und Gruselfan war ich natürlich sehr gespannt. Gerade erst hat mich die Neuverfilmung von Stephen Kings ES im Kino erfreut (und geängstigt), ich war also bereit für neue Schrecken!
Der Vorhang hebt sich und – ja, so mag der Gruselfan das – ein altes Gemäuer und die verhangenen Möbel zeugen von langer Einsamkeit. Drei junge Leute stolpern herein, mit Regencapes und Taschenlampen bewaffnet, sie schütteln den Regen ab und beginnen enthusiastisch das alte Haus zu erkunden. Fröhlich werden Selfies geschossen, die verstaubten Laken mit Schwung von den Möbeln gezogen. Die jungen Männer versuchen die junge Frau zu erschrecken, indem sie gruselige Grimassen im Schein der Taschenlampen ziehen, aber nur das Publikum erschrickt sich, denn plötzlich, wie von Geisterhand, steht eine blasse, hohlwangige und schwarzäugige Figur im Lichtkegel, in der nächsten Sekunde ist sie wieder verschwunden! Klappernde Türen, sich von selbst bewegende Bilder, ein Radio mit Eigenleben – schnell verflüchtigt sich der Humor der drei jungen Leute und klamme Angst macht sich breit. Eine düstere Vergangenheit scheint in den Mauern und Räumen des alten Hauses zu lauern und die junge Frau weiß viel mehr darüber, als sie zugeben mag. Was hat sie mit der unheimlichen Familie zu tun, deren unheilvolle Geschichte immer wieder in kleinen Szenen aufblitzt? Was geschah mit dem Mädchen, deren Eltern sie einst so drakonisch für die kleinsten Übertritte bestraften?
Schnell verwandelt sich der scheinbar harmlose Ausflug der Drei in eine Tour des Grauens. Nicht lange und das erste Blut wird vergossen. Verzweifelt kämpfen unsere Helden um ihre Leben, aber wir wahren Horrorfilmkenner, wir wissen es besser…
Jakop Ahlbom, der Erfinder und Regisseur von Horror, ist ein großer Fan des Genres und das merkt man auch. Seine Show ist eine Verbeugung vor den bekanntesten Filmen und wer selbst Fan ist, der weiß die vielen kleinen Fingerzeige zu würdigen, zum Beispiel der Rückwärts-Treppenabstieg, der mir (und vielen anderen) wohl für immer aus Der Exorzist ins Gedächtnis gebrannt wurde. Oder die schniefend-panische Nahaufnahme des Mädchens aus Blair Witch Projekt. Und natürlich der zeitlose grausige Fernsehauftritt von Samara aus The Ring. Aber vor allem ist Horror ein Fest der Schauspiel- und Darstellungskunst. Die war wirklich unglaublich! Die auftretenden Schauspieler haben alle einen Hintergrund im Bereich Tanz und Pantomime, daher ist ihre körperliche Darstellung dieser Horrorstory, die vollkommen ohne Worte auskommt, auch ihre Sprache. Allein durch ihre Haltung, ihre Bewegungen, ihre Mimik erzeugen sie Grauen, Schaudern, Grusel und Angst. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie lange sie trainiert haben müssen, um so unheimlich synchrone und nahtlose Bewegungen hinzubekommen. Denn man sieht einen kompletten Horrorfilm live auf der Bühne, ohne dass zehn Takes pro Szene möglich sind. Das abrupte Verschwinden eines Menschen in der Couch, sekundenbruchteil-schnelle Kleidungs- und Stellungswechsel, in der Luft schwebende Leichen – alles ohne Netz und doppelten Boden, live dargestellt!
Eine Show, die richtig viel Spaß macht. Vor allem natürlich Gruselfans wie mir, die genug Fantasie haben, um sich direkt in einem düsteren Haus um die Jahrhundertwende wiederzufinden, ängstlich zusammengekauert im Schrank, voller Angst vor den brutalen Eltern! Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz und man kann begeistert für die Heldin mit der Axt jubeln und sie anfeuern! Den ernsthafteren Theaterfans kann ich dagegen die herausragende Darstellungskunst und die grandiosen Effekte empfehlen.
Horror – Ein atemberaubender Alptraum ist noch bis Samstag im Admiralspalast zu sehen und danach auf Tour.
Cast: Silke Hundertmark, Yannick Greweldinger, Maurits van den Berg (junge Leute am Anfang), Luc van Esch und Judith Hazeleger (Eltern), Gwen Langenberg (Tochter), Reinier Schimmel und Sofieke de Kater (Brautpaar)
Konzept und Regie: Jakop Ahlbom
Dramaturgie: Judith Wendel
Design: Douwe Hibma, Jakop Ahlbom, Remco Gianotten (Assistenz)
Musik Design: Wim Conradi und Bauke Moerman
Produzent: Wilma Kuite / Alles voor de Kunsten
©Nicole Haarhoff, ©Bilder: Sanne Peper
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