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Berlin im Jahre 1763. Der Siebenjährige Krieg ist gerade vorbei, es herrscht Frieden. Die Stadt ist überflutet von heimkehrenden Soldaten, die Wirtshäuser sind übervoll. Und aus diesem Grund sieht sich einer der findigen Wirte zu einem etwas unfreundlichen Manöver gezwungen: Er lässt Mayor von Tellheim (Oliver Mommsen) und dessen Diener Just (Jonathan Kutzner) in eine kleinere Stube umziehen, um Platz für eine Dame von Stand zu machen. Der stolze Tellheim nimmt diesen Affront mit kühler Zurückhaltung an, sein Diener Just hingegen wird vor Wut beinahe handgreiflich. Ist sein Herr, der Mayor, doch schließlich ein verdienter Kriegsheld und hat eine derartige Behandlung nicht verdient! Auch wenn er, zugegeben, seit einer Weile seine Miete nicht zahlen konnte. Sein Vermögen ist eingefroren, Zahlungen stehen aus, der Mayor ist mittellos. Kollaboration wird ihm vorgeworfen, Milde gegenüber dem Feind, den Sachsen.

Während der Mayor seine Abreise vorbereitet, verbringt die Dame von Stand die erste Nacht in ihrem Zimmer, das Tellheim für sie geräumt hat. Es ist Minna von Barnhelm (Katharina Schlothauer), die mit ihrer Freundin und Zofe Franziska (Maria Steurich) nach Berlin gereist ist, um ihren Verlobten zu finden, den sie in den Kriegswirren aus den Augen verloren hat. Während des Krieges schrieb er ihr treu, aber nun hörte sie seit Monaten kein Wort. Voller Sorge ist sie nun auf der Suche nach ihm. Aber sie braucht nicht lange zu suchen, ein kleiner Ring macht es ihnen schnell klar: Ihr verlorener Verlobter ist niemand anders als der Soldat, dessen Zimmer sie nun belegt. Während Minna ekstatisch ist, reagiert von Tellheim nach der ersten überraschten Freude mit Zurückhaltung, gar mit Abwehr. Er ist mittelos, sein Stolz lässt es nicht zu, dass er seine Verlobte nun tatsächlich heiratet und sie einer solchen Schmach aussetzt. Nur mit ein wenig List und Tücke kann die intelligente und wortgewandte Minna ihren abtrünnigen Geliebten wieder zurück an ihre Seite bringen.

Eine fröhliche und leichtfüßige Liebesgeschichte ist Lessings Minna von Barnhelm im Schlosspark Theater geworden und das liegt vor allem an den spielfreudigen Darstellern. Ob Oliver Mommsen als stoisch-stolzer Soldat, dem schlimm mitgespielt wurde oder die schlau-charmante Katharina Schlothauser, die genau die richtige Mischung aus verliebter Unschuld und stahlhartem Rückgrat zeigt. Man nimmt ihr die Leidenschaft, mit der sie für ihre verlorene Liebe kämpft, ohne weiteres ab. Für die lustigen Momente sorgen der temperamentvolle Jonathan Kutzner als treu ergebener, immer etwas aus der Fasson geratener Diener/Freund und Maria Steurich als grandios-amüsante Beste Freundin, die den Liebeswirren ihrer Freundin mit Rat und Tat zur Seite steht. Sehr sehenswert, eine überraschend moderne Geschichte um falschen Stolz und echte Liebe!

Wieder zu sehen vom 11. bis zum 18.12.2017 im Schlosspark Theater.

©Nicole Haarhoff     Bilder: ©DERDEHMEL/Urbschat

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