[Veranstaltungstipp/Werbung]
Vuesch e.V., der Verein zur Überwindung der Schwerkraft ist ein gemeinnütziger Verein, der Menschen allen Alters und aller Herkünfte zusammenbringt, die sich für das Erlernen und Ausüben verschiedener Circustechniken interessieren. Es gibt einen Erwachsenenbereich mit Kursen und Workshops, sowie einen Kinder- und Jugendbereich mit dem Zirkus Zack und dem Circus Schatzinsel. In diesem Jahr organisierte Vuesch e.V. zum zweiten Mal die Luftartistik Festspiele, dieses Mal im Pfefferberg Theater. Schirmherr ist Arnulf Rating, der Mann mit den roten Schuhen.
Für alle Artisten und Künstler sind natürlich vor allem die Workshops und Kurse am wichtigsten, die im Rahmen der Festspiele veranstaltet werden. Die finden in den Räumen des Vuesch e.V. statt und ich als Laie verstehe noch nicht einmal wirklich die Titel. Für mich sind die Shows am Abend gedacht, die dann am Donnerstag und Freitag stattfanden und am Samstag (11.11.) ihren Abschluss in einer großen Luftartistik Gala fanden. Ich war leider nur am Samstag dabei, aber an den anderen Tagen ist zum Beispiel Sarah Goody aufgetreten, über die ich hier ja schon einmal berichtet hatte.
Am Samstag war das Pfefferberg Theater dann bis auf den allerletzten Platz gefüllt, es mussten sogar noch ein paar Extrastühle herangeschafft werden. Die Festspiele haben sich anscheinend bereits im 2. Jahr eine Reputation erarbeitet! Durch den Abend geleitete uns dann die Punkband option weg, eine tolle Idee, wie ich finde und eine echte Abwechslung im Gegensatz zu den atmosphärisch-sanften Klängen die ansonsten meist Aerial Arts begleiten. Und das war nur die erste Überraschung des Abends. Jeder einzelne der dann folgenden Acts war wieder etwas ganz Neues, nie Gesehenes, eine Tatsache, die mich als Vielschauerin wirklich verblüfft.
Francesca Hyde macht den Anfang, mit ihrem Partner Tank, der – nun ja, er ist ein Wassertank. Trotzdem gibt es sehr viel über ihn zu sagen. Und Fran mischt das sinnieren über Tank, sich selbst, die Welt und den Tod mit Luftartistik, die sie an ihren Haaren hängend darbietet. Mit Tank als Gegengewicht!
Mitja Ley reicht es noch nicht, am Seil Kunststücke vorzuführen, die die meisten Menschen nicht einmal annährend hinbekommen würden. Nein, er muss auch noch Jonglage mit einbringen und nimmt einen Ball mit in luftige Höhen. Unheimlich beeindruckend!
Danach wird es wunderschön, die elfenhafte Vanessa Sweekhorst bringt Luft und Wasser zusammen, wenn Tropfen zuerst über ihre Aerial Silks perlen und schließlich als wahrer Sturzbach hinabprasseln, während sie in der luftigen Höhe den Körper streckt.
Nach der Pause wird es dann witzig, Die Meiers, ein überaus gesittetes und ernstes frischverheiratetes Paar betritt die Bühne, noch in Brautkleid und Anzug gekleidet. Manierlich stellt Frau Meier ihre Pumps zur Seite, ehe sie sich von ihrem frischgebackenen Ehemann umständlich ans Trapez bugsieren lässt. Alles nicht so einfach, wenn man dabei angestrengt versucht, sittsam zu bleiben und nicht zu viel Haut zu zeigen! Mit gestrengen Blicken ins Publikum versuchen sie der Heiterkeit Einhalt zu bieten, aber leider sind sie einfach zu witzig! Und nebenbei auch noch viele zu gute Artisten!
Liz Williams bringt ihren eigenen Musiker mit auf die Bühne: Howard Katz. Zusammen bilden sie eine Einheit aus Bewegungen am Seil und sehnsüchtiger Gitarrenmusik und Gesang, die so ineinander passt, dass das Programm nicht von ungefähr “Knoten” heißt.
Den Abschluss bildet Oliver Smith-Wellnitz am Tanztrapez, eine Vorführung wie ein Bild, Körper, Kostüm und Bewegung in perfekter Harmonie, schnell, kraftvoll und trotzdem leichtfüßig. Würde es von seiner Performance mit schwarzer Tiermaske einen Bildband oder große Poster geben, ich würde sie sofort kaufen, so makellos ist das Ergebnis.
Insgesamt ein wahnsinnig beeindruckender Abend, der wieder einmal gezeigt hat, wie vielseitig Circus ist, wie unterschiedlich man das Thema Luftartistik angehen und interpretieren kann. Kein Act glich dem anderen, obwohl sie im Endeffekt alle das gleiche zeigten. 2018 bin ich auf jeden Fall wieder dabei!
Ansonsten lohnt sich ein Blick in den Spielplan des Pfefferberg Theaters, der Glaspalast hat dieser Tage wieder geöffnet und zeigt Märchen für Kinder und Erwachsene. Anfang Dezember gibt es ein Zauberfestival namens Berlin meets Merlin, auf das ich sehr neugierig bin und zu Silvester gibt es, wie sollte es auch anders sein: Dinner for One!
©Nicole Haarhoff @Nioclás Seeliger Photography