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Am Wochenende war ich bei einem ganz besonderen Theaterstück, auf das ich mich bereits sehr lange gefreut habe. An Karten zu kommen, ist gar nicht so einfach, denn das Stück ist längst kein Geheimtipp mehr und notorisch ausverkauft. Das Besondere? Das Stück Menschen im Hotel nach dem Roman und Bestseller von Vicki Baum (1929), beginnt in den Räumen der Vaganten Bühne, aber dann zieht die ganze Zuschauerschar gemeinsam mit den Schauspielern hinüber ins Hotel Savoy, direkt auf der anderen Straßenseite. Auf der Bühne lernt man sie kurz kennen, die Protagonisten des Abends, zwei sind Mitarbeiter des Hotels: das Zimmermädchen mit der wunderschön souligen Stimme und der fröhliche Bellboy. Ansonsten sind alle Auftretenden Gäste des Hotels.

Nach dem Eintritt ins Hotel lernt man sie alle näher kennen. Meine Gruppe begann den Rundgang im Zimmer 502, dem Zimmer von Herrn Kringelein. Er ist einfach gekleidet, man wollte ihm erst gar kein Zimmer im eleganten Hotel geben. Nur durch eine Einmischung des zufällig anwesenden Baron Gaigerns ergattert er doch noch einen Raum. Er hat alle Brücken hinter sich abgerissen. Er ist totkrank und möchte seine letzten Tage auf großem Fuße feiern.

Wir wechseln leise ins Zimmer nebenan, hier residiert die bekannte Tänzerin Grusinskaya mit ihrer fürchterlich gestressten Zofe. Die Ballerina hat den Zenit ihres Ruhms längst überschritten und kann sich nur sehr schlecht damit abfinden. Der Verzweiflung nahe spielt sie mit dem Gedanken, eine Handvoll Tabletten zu schlucken, als plötzlich Baron Gaigerns zu ihren Füßen landet. Uns Zuschauern ist er schon längst suspekt, mit schlecht verhohlener Begierde geht er Jeden und Alle um Geld an. Trotzdem kann er die Diva überzeugen, dass er ein verliebter Fan und nur deswegen in ihrem Zimmer ist, nicht etwa, um sie zu bestehlen! Und am Ende einer Liebesnacht ist er tatsächlich verliebt.

Im Konferenzraum des Hotels hat Generaldirektor Preysing ganz andere Sorgen. Selbst die Schönheit der Aushilfssekretärin, dem Flämmchen, die er zum Diktat bestellt hat, lenkt ihn nur kurzzeitig davon ab, dass seine Firma vor dem Ruin steht. Mit einer verzweifelten Lüge hofft er, noch etwas retten zu können.

Am Ende des Abends, irgendwann mitten in der Nacht, hat sich das Leben all dieser Menschen für immer verändert. Ihre Schicksale sind verkantet und verknotet, miteinander verbunden durch die Gänge und Zimmer des Hotels. Und als Zuschauer haben wir geflüsterten Geheimnissen in Greta Garbos Suite gelauscht, sogar in ihrem Bett gelegen! Hautnah haben wir Trauer und Verzweiflung erlebt, aber auch erblühender Liebe zugesehen, auf kleinen Hockern rings um das Hotelzimmer herum sind wir so nah am Zusammenbruch der Ballettdiva dran, wie wir es nur sein konnten. Daraus ergibt sich eine ganz und gar ungewöhnliche Intimität, quasi ein Zusammenspiel von Schauspieler und Zuschauer, zum Anfassen nahe. Eine große Herausforderung und die Vaganten meistern sie hervorragend!

Hoch über den Dächern der Kantstraße, mit Blick auf den weihnachtlich beleuchteten Kudamm erleben wir den Showdown für die Menschen im Hotel. Durch das Zusammenspiel von besonderem Ort (Wann kann man schon mal die Räume des Savoys von innen sehen?), der absoluten Nähe zu den Auftretenden und der abwechslungsreichen Geschichte über die Bewohner eines vornehmen Hotels entsteht ein unheimlich spannender und ungewöhnlicher Theaterabend, der mich sehr begeistert hat und den ich euch nur sehr ans Herz legen kann!

Als ganz besondere Geschenkidee für einen lieben Menschen oder als Schmankerl für euch selbst kann ich euch das Package empfehlen, das das Savoy Hotel geschnürt hat: Übernachtung im eleganten Savoy, leckeres Frühstückbüffet und Eintrittskarte. Dann könnt ihr euch nach der Vorstellung direkt in eurer Zimmer zurückziehen und eure eigene Menschen im Hotel-Geschichte schreiben.

Es spielen: Katharina Behrens, Alessandro Calabrese, Raphael Fülöp, Tilmar Kuhn/ Rainer Reiners, Mara Niese, Cosima Krupskin, Mariella Jurgella, Ingraban von Stolzmann

Regie und Bühnenfassung: Joanna Praml
Regieassistenz: Alexander Schatte, Fabienne Dür
Dramaturgie: Angela Löer
Ausstattung: Susanne Hiller
Technische Leitung: Benjamin Laber
Produktionsleitung: Valeska Graffé

©Nicole Haarhoff

 

 

 

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