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Ich glaube, ich habe es schon mehrmals gesagt, aber man kann es auch gar nicht oft genug betonen: Der Pfefferberg mit dem Glaspalast ist in der Winterzeit einer der schönsten Orte von Berlin. Schon aus der Ferne kann man die hell erleuchteten Bälle sehen, die die Bäume vor dem Restaurant Tauro schmücken. Alles ist weihnachtlich geschmückt, der Duft eines Lagerfeuers schwebt herüber. Der elegante Glaspalast wird von Tannen gesäumt, sodass man im Inneren das Gefühl hat, mitten in einem Wald zu sitzen. Es duftet nach Apfelpunsch und Glühwein, der Ofen bullert und es ist herrlich warm. Genau die richtige Umgebung für Märchen!
Den Anfang macht an diesem Abend eines der bekanntesten Märchen zur Weihnachtszeit: das Aschenbrödel. Die arme Kleene verliert nicht nur ihre geliebte Mutter, sondern danach auch ihren Vater (Torsten Schnier) und wird von ihrer Stiefmutter (Torsten Schnier) und ihren beiden Stiefschwestern (Torsten Schnier) böse gemobbt. Mit ein wenig Magie kann sie aber trotzdem am Tanz im Palast teilnehmen und der Prinz (Torsten Schnier) verliebt sich unsterblich in sie. Doch ehe sie ihr Glück finden, müssen die bösen Schwestern in ihre Schranken gewiesen werden…
Rotkäppchen schreitet gemeinsam mit dem Wolf herein, ernst schweifen ihre Blicke über das Publikum, bis auch der letzte Lacher verstummt. Rotkäppchen (Samia Chancrin) ist recht steif und sehr streng erzogen, aber der animalischen Anziehungskraft des Wolfes (Christoph Bangerter) kann sie sich nicht entziehen und… lässt sich fressen…
Jedes Märchen ist nur etwa eine halbe Stunde lang, wird nur von zwei Schauspielern bewältigt und ist auf seinen Kern reduziert, was das Besondere und den Reiz der Märchen im Glaspalast ausmacht. Witzig, frech, schlau und doch liebevoll gegenüber der alten Vorlage, werden die Geschichten neu verpackt und modern inszeniert. Mit kaum einem Requisit und wenig Drumherum entsteht doch eine ganze Märchenwelt vor den Augen der Zuschauer. Ab 22 Uhr gibt es dann noch etwas für die Gruselfans: Schauermärchen!
An diesem Abend beginnt das Gruseln mit dem Gevatter Tod. Eine Liebesgeschichte könnte man sagen, denn ein Mann (Andreas Klopp) versucht für eine hübsche Königstochter, in die er sich auf den ersten Blick verliebt, dem Tod (Samia Chancrin) ein Schnippchen zu schlagen. Etwas, was natürlich gar nicht gutgehen kann.
Hänsel und Gretel, eines der bekanntesten und beliebsten Märchen aller Zeiten, ist im Original sehr viel schauriger, als man es vielleicht in Erinnerung hat. Und das Grauen beginnt nicht bei der Hexe. Es beginnt bei den Eltern, die ihre Kinder (Ina Gercke, Torsten Schnier) in den Wald führen, um sie dort sterben zu lassen…
Ein wundervoller Märchenabend in unvergleichlich schöner Umgebung. Etwas Besseres kann man sich in der Weihnachts- und Winterzeit gar nicht gönnen, als einen Besuch im Glaspalast voller Märchen auf dem Pfefferberg. Jeder einzelne Schauspieler ist mit Herz und Seele dabei und spielt mitreißend und eindrücklich. Ganz besonders hat mich aber Samia Chancrin beeindruckt, mit ihrem Wechsel vom gestrengen, braven Rotkäppchen mit der dicken Hipsterbrille hin zum leidenschaftlich-bösen, sarkastisch kicherndem Tod. Sehr sehenswert!
©Nicole Haarhoff ©Bild: Glaspalast