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Zu einer der bekanntesten Liebesgeschichten der Literaturgeschichte muss man ja eigentlich nichts mehr sagen. Es gibt wohl kaum jemanden, der die tragische Liebe zwischen Romeo und Julia nicht kennt. Das junge Liebesglück, das aufgrund ihrer verfeindeten Familien nicht zueinander kommen darf und dessen Liebe in Gift und Blut ertrinken muss. Unzählige Male wurde der Stoff bereits verarbeitet, sei es als Film, als Theaterstück, als Oper oder als Ballett. Warum also Nacho Duatos Ballett in der Staatsoper unter den Linden anschauen?
Weil Nacho Duato mit lockerleichter Hand ein Ballett auf die Bühne bringt, dass der bekanntesten Liebesgeschichte der Welt noch einmal ein ganz neues Leben einhaucht. Sein Verona ist hell und sonnenleuchtend, seine Protagonisten jung und vergnügt. Die Truppe von jungen Männern um den schönen Romeo, seine guten Freunde Mercutio und Benvolio, ist verschmitzt und heißblütig. Sie tollen über den Marktplatz, flirten mit den Mädchen, kämpfen spielerisch. Sie sind jung und haben ihr ganzes Leben noch vor sich. Unwillkürlich wird man angesteckt, von ihrer Freude und ihrem Lebenseifer. Das auftauchen von Tybalt und seinen Spießgesellen, ganz in schwarz, wirft einen Schatten auf das fröhliche Treiben, aber Mercutio, der Spaßmacher, der Schelm, er spielt und neckt mehr, als dass er ernsthaft kämpfen, ernsthaft verletzen will.
Im prächtigen Haus der Capulets: Julia, gazellenhaft, in unschuldigem weiß, noch halb Kind, halb junge Dame, spielt mit ihrer Amme. Zu Prokofjews zart-fröhlichen Klängen erscheinen Lord und Lady Capulet vorerst wie liebevolle Eltern, ihrer Tochter zärtlich zugetan, aber auch streng auf ihre Zukunft bedacht. Und so rauschen am Abend farbenprächtig die Ballkleider durch den Saal, Masken verhüllen die Gesichter der Feiernden und die vorher so frohsinnige Julia hängt nun steif in den Armen von Paris, dem jungen Adeligen, den sie heiraten soll. Verzweifelt fleht sie mal den Vater, mal die Mutter an, aber die haben sich bereits entschieden. Und mitten in diesem Herzenstumult taucht dann Romeo auf, ihre Blicke kreuzen sich, ihre Hände finden sich und man möchte nicht glauben, dass diesen Beiden etwas Schlimmes geschehen mag. Gegen jedes bessere Wissen hofft man, dass es gut ausgehen möge für die beiden Liebenden. Das die Liebesschwüre unter dem Balkon und die heimliche Hochzeitszeremonie bei Pater Lorenzo nicht das böse Ende einleitet, das unweigerlich auf unser junges Paar wartet.
Nacho Duatos Romeo und Julia ist eine Liebesgeschichte in Sommertönen. Die vielen herzlichen und charmanten Szenen, in denen junge Menschen tanzend ihr Leben genießen, lassen einen lauen Sommertag entstehen, zaubern rote Wangen und verstohlene Blicke vor das innere Auge und man lächelt unwillkürlich. Umso schlimmer dann das furchtbare Ende, das lange nachhallt.
- Choreographie und Inszenierung: Nacho Duato
- Bühne: Jaffar Chalabi nach Carles Puyol und Pau Renda
- Kostüme: Angelina Atlagic
- Licht: Brad Fields
- Musikalische Leitung: Paul Connelly
- Orchester: Staatskapelle Berlin
- Julia: Polina Semionova
- Romeo: Ivan Zaytsev a.G.
- Es tanzen: Solisten und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin
Weitere Termine für Romeo und Julia in der Staatsoper unter den Linden im Mai und Juni sind bereits weitestgehend ausverkauft, also nicht zu lange überlegen!
©Nicole Haarhoff