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Ein Mann in Anzug und Krawatte. Das Licht ist gedämpft. Nebel wabert leise. Ein Spot. Ein Piano. Und der Mann beginnt mit einschmeichelnder Stimme zu singen… Wovon wohl? Wer denkt jetzt nicht an Liebe? Natürlich singt er von Liebe, von Leidenschaft und Sehnsucht… und von Pizza Margherita. Weil der Mann am Klavier eben Sebastian Krämer ist. Und Sebastian Krämer singt nicht einfach so von Liebe. Außer vielleicht ein klein wenig in dem einen Lied das “Kein Liebeslied für dich” heißt.

Sebastian Krämer feiert fünfundzwanzig Jahre Bühnenjahre und hat aus seiner langen Karriere die schönsten und beliebtesten und fiesesten und bösartigsten im Gepäck. Im Publikum sind am Premierenabend einige Hardcorefans, denn auf seine Frage hin werden unzählige Liederwünsche in den Raum gebrüllt. Er wählt daraus einen individuellen Abendablauf aus und führt uns charmant und manchmal recht selbstkritisch durch viele Jahre seines erfolgreichen Comedy-Musikprogramms. Einiges würde er wohl heute nicht mehr so schreiben und mag manches auch gar nicht mehr singen. Aber für uns holt er auch alte Songs nochmal aus der Überraschungskiste. Und für mich als Sebastian-Krämer-Ersthörerin ist das natürlich ein toller Überblick über sein Können, das ihm so ziemlich jeden Preis eingebracht hat, den man im deutschsprachigen Raum als Chansonnier holen kann: zum Beispiel den Deutschen Kleinkunstpreis, den Deutschen Kabarettpreis und die Deutsche Meisterschaft im Poetry Slam.

Und wieso? Weil er fies und gemein ist, deswegen. Seine Lieder sind total überraschend, zum Beispiel die düstere Gruselgeschichte “Die Ballade vom Busfahrer Bodo”, nach der man Probleme hat, einzuschlafen. Oder der Abgesang an die “Jongleure”. Oder, besonders fies: “Du hast einen Drachen für mich gebaut”, ein Lied, das irgendwo auf der Welt gerade jetzt einen kleinen Jungen bitterlich zum Weinen bringt! Mal ganz abgesehen davon, was mit dem armen Hamster geschieht! Aber Sebastian Krämer hat auch Sanftes im Gepäck und Nachdenkliches. Ein sehr, sehr lustiger Abend mit tollen Songs, die lange im Ohr bleiben. Noch heute Abend und morgen, aber ein Blick ins Programm von Bar und Tipi lohnt sich, da steht er nämlich immer mal wieder drin.

©Nicole Haarhoff