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Ein Paar betritt eine Wohnung. Sie sind im mittleren Alter, sie sind attraktiv, die Wohnung ist schlicht-elegant. Er strauchelt unsicher, berührt die Möbel zaghaft, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Sie erzählt ihm von den einzelnen Stücken, welche er mag, warum er sie mag, aber er kann die Worte, die er einst gesagt haben soll, nicht mehr nachvollziehen. Er hat Amnesie. Nach einem Unfall hat er eine Weile im Krankenhaus gelegen und nun ist er nach Hause gekommen, mit dieser fremden Frau, in eine ihm vollkommen fremde Wohnung. Auf sein Drängen hin beginnt seine Frau, ihm von ihrem gemeinsamen Leben zu erzählen. Davon, was für ein Mensch und was für ein Ehemann er ist. Sie schwärmt von gemeinsamen Shoppingtrips, von seiner engelhaften Geduld und von seiner künstlerischen Ader, seine Gemälde schmücken die Wände der gemeinsamen Wohnung.
Aus seiner anfänglichen Zögerlichkeit wird bald ein Flirt, immerhin sei sie eine wunderschöne Frau, schnurrt er, er hätte es schlechter treffen können. Sie beschwört Bilder der gemeinsamen Hochzeitsnacht herauf, man kommt sich näher… bis mit einem Knall alles vorbei ist. Mit nur einem falschen Wort verrät er, dass er doch mehr weiß. Kommt seine Erinnerung etwa zurück? Erinnert er sich gar bereits seit einer Weile an viel mehr, als er es zugeben will? Und erinnert er sich an die Nacht des Unfalls? Die Stimmung kippt, fällt, schwenkt plötzlich wieder in eine vollkommen andere Richtung ab. Als Zuschauer wird man beinahe schwindelig, so schnell wird alles über den Haufen geworfen, was wir glaubten, gelernt zu haben. Das gerade noch so innige Paar ist plötzlich rasend vor Wut, dann wieder versöhnlich, grausam, dann wieder zärtlich verzeihend.
Ein echtes Wechselbad der Gefühle im Theater im Palais. Gundula Köster und
Jens-Uwe Bogadtke überzeugen als liebendes und selbstzerstörerisches Paar. Spannend wie ein Krimi und doch irgendwie auch eine Liebesgeschichte. Das Ende hätte ich persönlich mir ein wenig anders gewünscht, aber vielleicht bin ich auch einfach bloß gemein. Ebenfalls von Autor Eric-Emmanuel Schmitt und im Theater im Palais zu sehen: Rätselhafte Variationen. Das habe ich mir gleich auf meinen To-Do Zettel geschrieben!
©Nicole Haarhoff