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Ich bin wieder zurück in meinem geliebten Berlin, aber ich muss sagen, ich vermisse die Isar! Das allerbeste an meinem München-Wochenende (neben den tollen Shows, die ich gesehen habe, natürlich) war eindeutig, das man der Gluthitze entfliehen konnte, indem man einfach irgendwo in die Isar sprang. Egal wo ich in der Stadt war, ich hatte immer das Gefühl, nah am Wasser zu sein und da man in der Bayrischen Hauptstadt sehr viel unternommen hat, um die Isar beschwimmbar zu machen, tummelt sich auch Alt und Jung an den Ufern. Und auch der Eisbach im Englischen Garten lädt zum schwimmen ein, ganz zu schweigen von den vielen Freibädern.

Aber zurück zum Kulturangebot. Mein erster Theaterbesuch in München führte mich ins Gärtnerplatztheater (Staatstheater am Gärtnerplatz), gerade noch rechtzeitig vor der Sommerpause hatte ich das Glück, die letzte Aufführung von Jesus Christ Superstar sehen zu dürfen. Das Haus liegt überaus schön in einem jugendlich anmutenden Bezirk voller szeniger Läden und hübschen Menschen, die neben den eleganten Blumenrabatten des Gärtnerplatzes ein Feierabendbierchen trinken. Neben etwas mehr als 800 Sitzplätzen hat dieses Theater auch etwas, was ich so in Berlin nicht kenne: (verbessert mich, wenn ich da falsch liege?) Stehplätze! Für einen schmalen Geldbeutel natürlich eine klasse Lösung.

Jesus Christ Superstar, erdacht von Andrew Lloyd Webber in den frühen Siebziger Jahren, die Liedtexte stammen von Tim Rice, ist eine Rockoper über die letzten Tage des Sohns Gottes. Natürlich ein klein wenig anders, als ich mich daran aus dem Religionsunterricht erinnere: Jesus (Armin Kahl) in Jeans und Beanie sieht aus wie ein Hipsterguru, der Workshops über Achtsamkeit und Acai-Bowls gibt. Fröhlich tingelt er mit seinen Anhängern durch die Gegend, lässt sich feiern und bewundern. Judas (John Vooijs) sieht das alles mit Argwohn und auch mit Ablehnung. Er glaubt, das Jesus sich von all dieser Bewunderung zu sehr ablenken lässt und das er sein eigentliches Ziel, seine eigentliche Aufgabe, vollkommen aus den Augen verlieren würde. Von Jesus’ enger Beziehung zu Maria Magdalena (Dionne Wudu), einer ehemaligen Prostituierten, ist er ebenfalls nicht begeistert. Jesus und Judas streiten sich immer wieder, auch wenn Jesus manchmal zu merken scheint, dass seine Jünger vor allem in seinem Licht baden, um selbst heller zu leuchten. Judas sieht die Ausschweifungen der Jünger und Anhänger mit so viel Argwohn und Angst, dass er sich schließlich nicht anders zu helfen weiß und sich an die Hohepriester wendet…

Wir wissen alle, wie die Geschichte für Jesus endet und leiden mit ihm, aber auch mit Judas, der sich erhängt, als ihm klar wird, was die Hohepriester mit Jesus tun. Sieht man also einmal von den Namen ab, so ist dies eine Geschichte über Liebe und Freundschaft, über Opferwillen und Verzeihen. Und noch dazu ist es einfach eine grandios gute Show! Die Songs sind rockig und mitreissend, alle Stimmen sind absolut fabelhaft. Die bösen Priester treten auf wie Mafiabosse mit dunklen Anzügen und dunkleren Stimmen (Kaiphas-Holger Ohlmann) und König Herodes (Previn Moore) ist eine echte Offenbarung, mit seinem hedonistischen Gefolge und seiner raumeinnehmenden Soulstimme.

Insgesamt eine grandiose Vorstellung, ein Fest für jeden Musicalfan! Sehr, sehr sehens und hörenswert! Schaut euch den Spielplan des Gärtnerplatztheaters gut an, denn mich hat das Haus bereits mit diesem grandiosen Musical vollends in seinen Bann geschlagen! Ich werde auf jeden Fall wiederkommen!

©Nicole Haarhoff ©Christian POGO Zach