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Ich hatte das Riesenglück, bei einem Gewinnspiel des Musicalportals “Musical1” Karten für das Musical Fack ju Göthe in München zu gewinnen. Schon als ich mich bei dem Gewinnspiel anmeldete, plante ich, dass ich mir im Falle eines Gewinns ein richtig schönes langes Wochenende in der bayerischen Landeshauptstadt gönnen würde. Und das hab ich dann auch gemacht! Meine Kulturberichte von meinem Trip findet ihr hier und ich hab sie auch immer mit einem Münchenbild versehen, damit man sie besser erkennen kann.

Ich hatte im Vorfeld schon viele Meinungen über Fack ju Göthe gehört und war sehr gespannt, weil viele Musicalfans, die zunächst Vorurteile hatten, im Endeffekt völlig begeistert waren. Ich war mir nämlich, um die Wahrheit zu sagen, auch nicht hundertprozentig sicher, ob eine Musicalversion der Erfolgskomödie von 2013 wirklich sehenswert sein würde. Eine alberne, über alle Stränge schlagende deutsche Filmkomödie die mit Kalauern und Witzen weit unter der Gürtellinie punktete! Ich meine, ich fand den Film damals toll! (Nicht die Nachfolger) Ich kann ganz gut über Lehrer mit hysterischen Nervenzusammenbruch, dusselige Schüler und brutale Ex-Knackis lachen. Aber das Ganze als Musical? Da war ich mir dann nicht so sicher.

Im Werk7 am Münchner Ostbahnhof hat man eigens ein Theater für das Stück gebaut, schon im Foyer ermahnt uns die gestrenge Rektorin Frau Gerster (Elisabeth Ebner) über den Schullautsprecher, gefälligst selbst auf unsere Wertsachen zu achten. Der Saal selbst sieht original so aus, als würden wir in der Schulaula sitzen. Plastikschalensitze und Graffiti an den Wänden. Das Stück knallt von der ersten Sekunde an! Wäm, Bäm, die Kids sind immer in Action, wirbeln über den Boden, tanzen und singen sich die Seele aus dem Leib. Zeki Müller (Max Hemmersdorfer), gerade aus dem Knast entlassen, trifft seine ein klein wenig dusselige und sehr lasterhafte Freundin Charlie (Stephanie Steffens), die für ihn seine Beute versteckt hatte. Blöd nur, dass die Hohlbirne sie auf einer Baustelle versteckt hat und jetzt dort eine Turnhalle steht. Übelst angenervt trampelt Zeki in die Gesamtschule um dort als Hausmeister anzuheuern. Stattdessen wird er dann aber, sehr gegen seinen Willen, zum Lehrer gemacht und bekommt die schlimmste Klasse überhaupt übergeholfen. Ehe der supercoole und knallharte Zeki sich versieht, steht er schon knietief in frech labernden Oberschülern mit Migrationshintergrund und Ökoterroristen-Lehrern, die ironiefrei den Schweigefuchs machen. Während er des Nachts im Keller nach seinem Geld sucht, versucht er tagsüber seine renitenten Schüler in Schach zu halten und macht mit ihnen lehrreiche Ausflüge zu Junkies, Hartz4lern und Nazis. Immer hilfreich an seiner Seite: die biederbrave Ausnahmepädagogin Lisi Schnabelstedt (Johanna Spantzel).

Überraschenderweise ist die Geschichte wie gemacht für ein Musical! Es gibt tolle Songs, die wie eine Faust aufs Auge in die Story passen, sowohl Zeki und seine Lisi kommen zu Wort und auch die Kids aus Zekis Loser-Klasse. Von HipHop über Pop bis zum Soul-Liebeslied ist alles dabei! Und es ist witzig, es ist bissig, kurzweilig, romantisch und liebevoll. Ein rundherum gelungenes Musical, dass man auf keinen Fall verpassen darf! Alle im Film so großartig porträtierten Charaktere werden auch auf der Bühne toll dargestellt,  ob Blondinchen Chantal (Rebekka Corcodel), Schläger “Danger” (Lukas Sandmann) oder Laura (Sandra Leitner), Lisis nerdige kleine Schwester.

Noch bis Mitte September könnt ihr euch Se Mjusicäl im Werk7 anschauen, für Münchenbesucher ist interessant, dass sich rings um das Gebäude ein sehr spannender Kiez mit vielen kleinen Restaurants und Bars befindet, der auch nach dem Theaterbesuch noch viele junge und jung gebliebene Leute anzieht. Gut für einen Absacker!

©Nicole Haarhoff