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Bereits seit dem Jahr 2005, also zum 13. Mal findet zur Zeit die Absolventenshow statt! Maik M. Paulsen und Jan van Aubel sind zusammen Wundercircus – Das Büro für Varietékünste und gemeinsam stellen sie die Show auf die Beine, bei der die Absolventen der Staatlichen Artistenschule Berlin gemeinsam auf eine fulminante Tour gehen, die gleichzeitig Ende und Anfang ist: Ende der Ausbildung und Beginn der aufregenden Zeit als selbstständiger Artist auf den Varieté und Zirkusbühnen der Welt.

Ich bin nun schon zum vierten Mal dabei gewesen und bin immer wieder total begeistert. Ich sehe ja viel Artistik und denke immer, das irgendwann der Zeitpunkt erreicht sein wird, an dem ich mich langweilen werde, weil ich schon alles gesehen habe. Aber wenn ich bei der Absolventenshow die neue Generation von Varietékünstlern sehe, die alle wieder frische, neue, nie dagewesene Stunts auf die Bühne bringen, dann erfasst mich doch wieder eine ganz neue Liebe und Bewunderung für diese wunderschöne Art des Entertainments!

Zoophobia! Die Tiere sind los auf der Bühne des altehrwürdigen Wintergarten Varietés! Ziegen, Zebras und Flusspferde galoppieren durcheinander, verschiedene wilde Vögeln flattern aufgeregt durcheinander. Sind etwa die Zirkustiere ausgebrochen? Oder ist dies einfach der rote Faden, der uns durch die Show begleitet und die einzelnen Aufführungen wunderbar vereint? Paulin an der Cloudswing macht den Anfang, elegant wechselt sie nahtlos zwischen den beiden Seilschwingen hin und her, auch mal schwindelerregend im Spagat. Leonie ist eine von zwei Künstlern an diesem Abend, die ein artistisches Element für mich revolutionieren, das ich bis dato nicht sonderlich aufregend fand: das Cyr Wheel. Leonie tanzt einen wunderbar einnehmenden folkloristischen Tanz mit dem großen Reifen und später am Abend rockt Toke als Blues Brother zu Shake a Tailfeather das Ding! Als nächstes schwebt Marla am Luftring über uns, ein winzigkleine Blondine im rosa Kostümchen, die aussieht, als könnte sie ein starker Wind umpusten und die dann aber das Publikum wegpustet, mit makelloser und kraftvoller Artistik hoch in der Luft. Luftartistik hat einfach einen ganz besonderen Reiz, wie ich finde – immer wieder unheimlich schön anzusehen.

Handstand-Artistik hat oft etwas langsames und gemächliches, oft heben sich muskelsehnige Männer in Zeitlupe in menschenunmögliche Figuren. Dennis verändert das für uns, er präsentiert einen sehr witzigen, sehr schnellen, grenzüberschreitenden Auftritt mit einer deftigen Prise Charme und einer noch größeren Prise Können! Niklas rockt das Vertikalseil, er lässt es so oft los und fliegt quasi haltlos und schwerelos durch die Luft, dass es einem Angst und Bange wird! Sophia ist mir schon vorher in der Gruppe aufgefallen, weil sie solch kraftvolle Arme und Schultern hat, sie sieht aus, als hätte man sie sehr gern bei jedem Umzug dabei. Und sie zeigt dann auch dementsprechend kraftvolle Akrobatik am Chinesischen Mast, als eine der wenigen Frauen an diesem Gerät, zumindest soweit ich das bisher gesehen habe! Dann geht es zurück in die Lüfte mit Lisa an der Tuchschlaufe, wunderschön elegant, aber auch mit vielen spektakulären Abfällen, rings um mich herum zogen viele im Publikum erschrocken die Luft ein und konnten erst wieder ruhig atmen, als auch Andrea sicher wieder vom Tanztrapez herunter kommt, an dem sie manchmal mit entspanntem Lächeln nur mit dem Nacken anhängt!

Philipp Boë zeigt sich verantwortlich für Konzept, Regie und Choreographie dieser Zooshow, er hat auch schon die grandiose Grammophobia-Absolventenshow erdacht, die 2015 tourte. Wer jetzt Blut geleckt hat, der hat am 17. September nochmal die einmalige und einzige Chance Zoophobia im Wintergarten Berlin zu erleben, ehe sich all diese Nachwuchskünstler in alle Winde zerstreuen, um die Bühnen der Welt zu erobern.

©Nicole Haarhoff