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So habt ihr den Nussknacker noch nie gesehen!
Zu Weihnachten gehört er dazu wie Spekulatius und Geschenke unter dem Baum: Der Nussknacker! Das weltbekannte Ballett von Tschaikowski kommt alljährlich pünktlich zur festlichen Zeit auf vielen, vielen Bühnen der Welt auf den Spielplan. Die märchenhafte Geschichte um die kleine Clara und ihren heldenhaften Nussknacker kennt jeder.
Aber Fredrik Rydman aus Schweden hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Bekannte in seine Bestandteile aufzulösen und mit den einzelnen Stücken etwas ganz neues zu schaffen. In der letzten Saison war es Swan Lake – Reloaded, dieses Mal bekommt der Nussknacker ein neues Gewand angezogen: die reiche Frau Krieger ist sterbenskrank. Man diagnostiziert ihr das Nussknacker-Syndrom. Sie braucht unbedingt ein neues Herz. Was nun? Was tun?
Zum Glück gibt es den unheimlichen Drosselmeier, einen Organhändler der unheimlichsten Sorte. Er findet schnell heraus, dass die kleine Clara die passende Blutgruppe und ein hübsches junges Herz hat. Außerdem ist sie arm wie eine Kirchenmaus und lebt getrennt von ihren mittellosen, bettelnden Eltern auf einer Müllkippe. Leichte Beute also! Drosselmeier macht sich fix auf den Weg, um sie mit allerlei Versprechungen zu umgarnen und sie in seine gierigen Griffel zu bekommen! Aber er hat die Rechnung ohne ihren treuen (und etwas eitlen) Nussknacker gemacht.
Was jetzt wie eine etwas abgewandelte, moderne Version einer altbekannten Geschichte klingt ist in Wirklichkeit so viel mehr! Ein ungewöhnliches, fantasievolles und sehr witziges Tanzfeuerwerk, wie ich es so noch nie gesehen habe. Es geht damit los, dass ein planloser und etwas verhuschter Mitarbeiter der schwedischen Kulturbehörde uns als Publikum zur Seite stehen soll, um uns die Geschichte, die ja nur durch Tanz erzählt wird, näher zu erläutern. So sollen eventuelle Missverständnisse vorgebeugt werden. In den unmöglichsten Augenblicken taucht Jörgen also atemlos auf, um die genervten Tänzer zu unterbrechen und ganz genau zu erklären, was sie gerade versuchen darzustellen. Und das ist so witzig gemacht, dass man ihm gar nicht böse sein kann.
Und auf der Bühne geht es auch modern und ungewöhnlich zu: die Geschenke, die von Drosselmeier verteilt werden, sind Videospiele und Actionfiguren, was auch sonst im Jahr 2019? Und Drosselmeier macht ein Selfie mit Claras Eltern, mit dem er sich dann ihr Vertrauen erschleicht. Überhaupt ist Drosselmeier (Michael Buchner) mein persönlicher Held des Stückes, obwohl der Bösewicht ist er einfach nur grandios! Er spielt den vampirigen Drosselmeier wie Heath Ledgers Joker, drohend und unheimlich. Und seine Tanzszenen sind die besten! Überhaupt ist Nutcracker – Reloaded eine tolle Mischung aus modernem Tanz, Streetdance und Ballett. Ich hatte sehr viel Spaß und kann diese Version des klassischen Märchens nur jedem empfehlen, der keine Angst vor Experimenten und innovativen neuen Ideen hat.
The Nutcracker – Reloaded gibt es noch bis zum 27. Januar im Admiralspalast Berlin zu sehen und das sind auch tatsächlich die allerletzten Termine der Show, also nicht verpassen! Ich bin schon gespannt, was Rydman danach ausheckt!
©Nicole Haarhoff – Bilder: Semmel Concerts, Fotos: Daniel Ohlsson