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Das Ehepaar Verneuil (Brigitte Grothum und Peter Bause) aus dem kleinen französischen Örtchen Chinon hat es nicht leicht. Sie sind wohlsituiert, im besten Alter und haben vier hübsche, gesunde, erwachsene Töchter. Was also ist das Problem? Nun – es sind nicht die Töchter, die das Problem darstellen, es ist deren Wahl ihrer jeweiligen Ehemänner! Zuerst hat die Älteste (Lisa Julie Rauen) einen Juden gewählt, dann die Zweite (Berrit Arnold) einen Moslem und dann die Dritte (Birge Funke) einen Chinesen. Nicht eine einzige von Ihnen hat sich für einen guten katholischen Mann aus der Champagne entschieden, wie ihr Papa einer ist! Und die Eltern, die sich keineswegs als Rassisten betrachten, aber mit dem einen oder anderen tief verankerten Vorurteil zu kämpfen haben, sind nun mittlerweile doch recht dünnhäutig geworden, was die Macken und Mäckchen ihrer Herren Schwiegersöhne angeht.

Reibereien gibt es nicht nur zwischen den Eltern und den Schwiegersöhnen, die Männer untereinander sind sich auch nicht gerade grün. Vor allem Abraham (Oliver Dupont) und Abderazak (David A. Hamade) streiten immer wieder heftig, nur in ihrer Abneigung Chao Ling (Maverick Quek) gegenüber sind sie sich einig. Letzte Hoffnung des leidgepagten Ehepaars Verneuil ist nun die jüngste Tochter, Laura (Melanie Isakowitz). Die süße Laura will Schauspielerin werden, ansonsten ist aber alles in Ordnung mit ihr. Die strenggläubige Katholikin Marie betet täglich für sie. Und tatsächlich scheint ihre Mühe zu fruchten. Laura verkündet einen Verlobten. Einen katholischen Verlobten aus einer guten, gottesfürchtigen Familie! Die Verneuils sind begeistert. Nun ja, bis sie Charles dann treffen, denn… er ist schwarz.

Und als ob blutige Beschneidungen, knochentrockene koshere Truthähne und galoppierende Hypersensibilität nicht schon genug wären, kommt nun auch noch Charles’ Familie (Robin Lyn Gooch und Errol Trotman Harewood) nach Frankreich. Weiße Vorurteile treffen auf schwarze Vorurteile und es kracht gewaltig. Religion, Politik, Fussball, kein Thema ist nicht ein Minenfeld. Die Fetzen fliegen nur so. Wird eine Ehe unter den Opfern des Streits sein? Und wenn ja, welche wird es sein?

Klingt ernst, ist dabei aber sehr witzig. Die Schwestern Verneuil, ihre “das wird man wohl mal sagen dürfen”-Eltern und ihre Männer, die wie der Beginn eines Kneipenwitzes klingen, halten uns einen Spiegel vor. Kleine und große Vorurteile und Klischees werden ans Licht gebracht und weggelacht. Besonders Peter Bause als griesgrämiger Papa, der zwar seine Töchter liebt, aber auch aus seiner Haut nicht so leicht raus kann und sein Gegenspieler Errol Trotman Harewood, der nicht weniger grummelig auf die Hochzeit ihrer Kinder reagiert, haben es mir angetan. Monsieur Claude und seine Töchter im Schlosspark Theater Steglitz ist eine sehr lustige Bühnenadaption des Erfolgsfilms aus dem Jahr 2014.

©Nicole Haarhoff