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Tonight you belong to me – so beginnt der Abend und damit hat sie auch recht: Von der ersten Sekunde an hat Christine Bovill ihr Publikum in ihrer Macht, hat uns verzaubert, hat uns am Haken. Die wunderbare Geschichtenerzählerin aus Glasgow habe ich vor zwei Jahren schon einmal in der Bar jeder Vernunft erleben dürfen, damals mit ihrem Paris-Programm und vielen Verbeugungen vor der großen kleinen Piaf. Dieses Mal nimmt uns Madame Bovill mit über den großen Teich, mitten hinein in die Roaring Twenties:
Sie erzählt von dem Ende des Großen Krieges, von Hoffnung und Aufschwung nach den Kriegsjahren, von wilden Parties und Frauen, die sich ihre Freiheit erkämpfen und ihr Korsett fortwerfen! Frauenwahlrecht, kurze Haare, kurze Röcke, die Flappergirls werden geboren, Jazz erklingt aus allen Speak Easies und Salons. Bessy Smith, die Kaiserin des Blues, haucht “Alcoholic Blues”, Josephine Baker tanzt mit wackelndem Bananenröckchen und versetzt die Welt in Aufruhr! Und Christine Bovill, mit ihrem schönen Glasgow-Englisch, die spinnt Bilder im Kopf, von glitzernden Perlenkleidchen, langen Zigarettenspitzen und verruchten Clubs, in die man nur mit einem geheimen Klopfzeichen gelangt! Und dann singt sie, mit ihrer wunderbaren rauchigen und kraftvollen Stimme, die schönsten, die traurigsten, die Songs der Roaring Twenties und das Publikum bekommt kollektiv eine Gänsehaut. “Ol’ Man River” aus dem Musical “Show Boat” – eine solch eindringliche, beeindruckende und wunderschöne Version wie die von Madame Bovill habe ich noch nie gehört.
Im zweiten Teil des Abends wird aus dem eleganten Flappergirl ein Charlie Chaplin mit kleinem Schnurrbart – Christine Bovill erzählt von dem großen Entertainer, von der Prohibition und von dem unabwendbaren Ende der Goldenen Zwanziger in den USA.
Ein wunderbarer Abend in der Bar jeder Vernunft, abgerundet wird er, als Madame Bovill auf Bitte des Publikums hin zum Abschluss nochmal in ihr Paris-Programm zurückkehrt und als Zugabe zwei Chansons der Piaf singt. Schmerzhaft schön! Wer den Namen Christine Bovill im Programm der Bar jeder Vernunft liest: Zugreifen!
©Nicole Haarhoff ©Bild: Bar jeder Vernunft, Christine Bovill