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Die “Russian Seasons” finden in diesem Jahr in Deutschland statt (2017 Japan und 2018 Italien) und bringen russische Kulturinstitutionen und Kreativteams mit, um russische Kunst und Kultur im großen Stil weltweit zu präsentieren. Im Rahmen der Russian Season war auch das Eifman Ballet aus St. Petersburg in Berlin und hat die umjubelte Europa-Premiere von Der Pygmalion-Effekt gezeigt. Außerdem hatte die Compagnie noch einen Klassiker im Gepäck, der schon im Jahr 2005 seine Premiere feierte: Anna Karenina.

Anna Karenina, der weltberühmte Roman von Tolstoi ist ja hinlänglich bekannt, Boris Eifman konzentriert sich in seinem Ballett auf die Dreiecksgeschichte zwischen Anna, ihrem Ehemann Alexej Karenin und ihrem Geliebten, dem Grafen Alexej Wronskij. Und genau wie zwei Tage zuvor bei Der Pygmalion-Effekt, begeistert und beeindruckt Eifman und seine Ballett-Truppe mit ihrer Tanzsprache, dem eindrücklichen Bewegungen und Gesten, mit denen sie Gefühle so deutlich transportieren, als würden sie Wörter benutzen. Selbst für einen Zuschauer, der Anna Karenina nie gelesen hat, nie eine der Verfilmungen gesehen hat (14 Filme!), erschließt sich problemlos die Geschichte. Das Leben in der russischen High Society, die Liebe zu ihrem kleinen Sohn, die wackelnden Beziehung zu ihrem Ehemann, dem Staatsbeamten Karenin, all das wird uns gezeigt. Und wir werden Zeuge, wie sich die schöne Anna in den schneidigen Offizier Wronskij unsterblich verliebt. Ein langes Liebesglück ist den beiden aber leider nicht gegönnt. Karenin verweigert Anna den Kontakt zu ihrem Sohn, die Gesellschaft kehrt der Ehebrecherin den Rücken zu. Einsam und verstoßen bleibt Anna nur ihr Liebhaber und als auch der sich abzuwenden beginnt, sieht Anna nur noch einen Ausweg…

Tragisch-schönes Ballett, man möchte am liebsten auf die Bühne stürzen und Anna umarmen! Ich habe Emotionen noch nie so schön ausgedrückt und getanzt gesehen wie beim Eifman-Ballet. Sowohl Der Pygmalion-Effekt auf seine fröhliche Art und das tragische Anna Karenina waren unheimlich beeindruckende und schöne Ballettabende. Auch die Bühnengestaltung an beiden Abenden ist makellos ist seiner Einfachheit, die doch so viel darstellt. Anna Karenina ist eigentlich schon eher Tanz-Theater, man lauscht einer Geschichte ohne Worte. Einziger kleiner Wermutstropfen: Tschaikowskis schöne Musik kommt vom Band. Mit Live-Musik wäre alles gleich nochmal so schön gewesen.

©Nicole Haarhoff ©Photo: Souheil Michael Khoury

Ballett von Boris Eifman, nach dem Roman von L.N. Tolstoi, zur Musik von P.I. Tschaikowski, Bühne: Zinowij Margolin, Kostüme: Vyacheslav Okunev