Endlich habe ich es mal geschafft und habe das überaus beliebte Shakespeare’sche Stück Hamlet im Pfefferberg Theater gesehen. Ich liebe die Märchenstücke für Erwachsene, die man auf dem Pfefferberg im Glaspalast sehen kann, aber natürlich gibt es auch einen Spielplan für die Bühne im Haus und dort werden immer wieder glänzende Perlen gezeigt!

Nun also Hamlet. 90 Minuten, drei Schauspieler, 11 Rollen! Ich war unheimlich gespannt, wie das wohl zu schaffen sein würden. Aber wer, wenn nicht das tolle Ensemble des Pfefferberg Theaters, rund um die Regisseure Gabriele Blum und Peter Kaempfe, würde dieses Kunststück wohl hinbekommen? Denn schließlich verstehen sie sich auch vortrefflich darauf, das Herzstück eines jeden Märchens herauszufiletieren und neu und frisch gewürzt zu servieren!

Michael Schwager beginnt damit die Bühne resolut zu staubsaugen, um alles fein zu machen für das Majestätenpaar. Königin Gertrude hat König Claudius geehelicht und das dänische Volk (wir, das Publikum, entsprechend ausgestattet mit Winkelementen) machen uns bereit, die beiden Frischvermählten entsprechend zu feiern. Einer feiert nicht: Hamlet (Vlad Chiriac), Sohn des verstorbenen Königs, Neffe des frischgebackenen Königs. Er findet es abstoßend, dass seine Frau Mutter (Carsta Zimmermann) so schnell nach dem Tod des Vaters wieder heiratet. Eingeschnappt verwehrt er dem neuen König jede Zusammenarbeit, streift schlechtgelaunt mit seinem Freund Horatio durch den Palast.

Als ihm jedoch der Geist seines Vaters erscheint, ändert sich die Haltung des jungen Prinzen. Nun schwört er bittere Rache für den Brudermord. Auch die Liebe der schönen Ophelia kann Hamlet nicht vor dem Absturz in den Wahn schützen. Im Gegenteil, er zerrt sie mit ins Unheil. Gut, dass die Hamlet-Variante im Pfefferberg Theater viele, viele schlaue und witzige Einfälle in sich birgt, so das aus dem tragischen Klassiker eine frische und sogar witzige Vorstellung wird. Vor allem der charmante Vlad Chiriac flirtet immer mal wieder kokett mit dem Publikum, erst recht, als er uns als Laertes mit wallendem Haar betören darf. Die kongeniale Carsta Zimmermann buckelt als tragischer Polonius, bezaubert als Königin Gertrude und spioniert als cooler Rosenkranz. Michael Schwager darf nicht nur staubsaugen, er ist auch königlicher Meuchelmörder und bester Freund!

Grandioser, witziger, mitreißender, spannender, lustiger, wahnwitzig spielfreudig präsentierter Shakespeare-Abend der Sonderklasse! Nicht verpassen! Nochmal im Mai, greift schnell zu, hier. Weiterer Spielplantipp: Bambi. Mit Vlad Chiriac als scheuem Rehkitz. Ich glaube, das wird ganz wunderbar!

©Nicole Haarhoff Bild: ©Pfefferberg Theater – Kike Photography

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