Endlich geht es wieder los!
Das Jahr 2020 ist nicht gerade das tollste Jahr, da sind wir uns wohl alle einig. Aber ein Gutes hat es zumindest: niemals zuvor sind die Goldenen Jahre des Entertainments, des Varietés und der Vergnügungen so sehr gehuldigt worden wie heute, hundert Jahre später. Den Ikonen der Roaring Twenties wird ein Denkmal nach dem anderen gesetzt, in Filmen, in Serien und in grandiosen Shows. Das geschichtsträchtige Wintergarten Varieté bildet da natürlich keine Ausnahme. Im Gegenteil, nach der wundervollen Show 2020 – Die 20er Varieté Revue brachte Ein rätselhafter Schimmer auf leise, poetische, aber nicht minder grandiose Weise die 20er Jahre zurück auf die Bühne. Für mich war das im Frühjahr auch das letzte kulturelle Ereignis vor der allgemeinen Zwangspause. Aber jetzt geht es endlich wieder los!
Golden Years
Die Goldenen Jahre, in denen alles möglich schien und in denen reihenweise Tabus gebrochen wurden. Für eine Reise durch diese Zeit brauchen wir nicht weniger als zwei großartige Moderatoren: Nina de Lianin und Rodrigue Funke. Funke ist seines Zeichens sowohl der Regisseur der Show als auch Moderator und der Gehilfe der Hauptsensation. Die süßen Hunde Loulou und Skipper, die alle Herzen mit ihren Kunststücken im Sturm erobern, haben ihn als Herrchen auserkoren. Und wenn die überirdisch schöne Nina mit den Golden Boys, der Band, gemeinsam die Lieder der Zeit schmettert… Hach, dann fühlt man sich für einen Moment tatsächlich zurückversetzt!
Und wie immer im Wintergarten Varieté sind die Künstler penibel ausgesucht und malen ein wunderschönes Bild der 20er Jahre für uns. Zunächst das Trio Csaszar, das elegant die Schwerkraft aushebelt und mithilfe des Schleuderbretts fliegen kann. Mareike Koch gibt die Anita Berber für uns, allerdings in den Lüften und nicht am Boden. Santeri Koivisto tanzt ebenfalls, allerdings am Pole, makellos schön und kraftvoll. Was wäre der Abend ohne ein wenig Magie? Die liefert Monsieur Momo auf ganz besondere Art und Weise ab. Bei Amelie und Michele hat ganz eindeutig sie die Hosen an! Sie hat so kraftvolle Muskeln, sie könnte ihn wahrscheinlich ohne Probleme stemmen! Sein Glück,das er sie stattdessen stemmen darf, bei intensiver Hand-auf-Hand Akrobatik.
Die Herrin der Unterwelt
Fans und Freunden des Wintergartens muss ich wohl nichts mehr über Diva Tomasz erzählen. Nicht nur lange Zeit Herrin der Unterwelt des Wintergartens, sondern auch Tänzer(in) Extraordinaire. Oscar Kaufmann habe ich erst einmal in den Tiefen meiner Aufzeichnungen suchen müssen. Er kam mir so bekannt vor und siehe da: bei The Trip im Jahre 2016 habe ich ihn schon einmal gesehen. Er brilliert am Cyr Wheel. Ganz besonders begeistert hat mich aber, vor allem weil sie so wunderbar passend zu den 20er Jahren anmutete, seine Darbietung an einem Garderobenständer in luftigen Höhen! Charmant, leichtfüßig und doch große Artistik – wunderschön! Penelope Elena Scheidler zeigt etwas, was mich innerlich voller Mitgefühl zusammenzucken lässt: den sogenannten Zopfhang. An ihren Haaren befestigt wird sie in die Lüfte gezogen. So kann sie außergewöhnliche Figuren zeigen, bei denen die Arme frei sind. Den fulminanten Abschluss des Abends bilden dann Denisa und Massimilano. Als Duo Randols zeigen sie schwindelerregende Kunststücke auf den Rollschuhen.
Mit Golden Years ist dem Wintergarten Varieté Berlin und Regisseur Funke (auch verantwortlich für Staunen und ZauberZauber) mal wieder ein toller Coup gelungen. Großartige Künstler, mitreißende Musik und alles harmonisch zusammengeführt unter dem Mantel der Roaring Twenties. Unbedingt anschauen! Weitere Infos und Tickets gibt es hier.
©Nicole Haarhoff