Berlin im Jahre 1956

Ich veröffentliche hier auf meinem Blog ja nie Bilder von mir, vielleicht sollte ich das mal machen. Dann würdet ihr sehen, dass ich sehr gern und eigentlich täglich Kleidung aus den 50er Jahren trage. Nicht wirklich Vintage, das kann ich mir leider nicht leisten, aber stilechte Repros. Man kann also guten Gewissens sagen, dass ich ein großer Fan der 50er bin, zumindest der Mode und der Musik. Gemeinsam mit meiner Omi, die die Zeit ja hautnah erlebt hat, auch in Berlin, saß ich also gespannt vor der Glotze als die Serie zum Musical vor ein paar Jahren zum ersten Mal vom ZDF ausgestrahlt wurde. Und wir waren sehr begeistert!

Glaubhafte Charaktere, stilechte Umgebung

Das Leben der Frauen im Nachkriegs-Deutschland wurde perfekt skizziert, anhand glaubhafter Charaktere in stilechter Umgebung, mit den richtigen Kleidern. Und wer denkt, dass da etwas zu viel Drama in eine einzige Serie gepackt wurde, der sollte mal meine Oma erzählen hören! Väter die aus dem Krieg zurückkamen, aber nicht zu ihren Familien zurückkehrten. Mädchen, denen eine ungewollte Schwangerschaft das Leben zerstörte. Ehemänner die zuschlugen und am nächsten Tag beim Bäcker sagte verschämt niemand etwas über das deutlich sichtbare Veilchen der Ehefrau…

Wir haben die Serie mit viel Begeisterung gesehen und sie hat für sehr viel Gesprächsstoff gesorgt. Daher war ich natürlich absolut begeistert zu erfahren, dass es ein Musical zur Serie geben würde. Und ich hatte sehr, sehr hohe Erwartungen! In der Fernsehserie sind bis ins kleinste Möbelstück und Porzellantässchen hinein alle Details äußerst sorgfältig ausgewählt und spiegeln die damalige Zeit wirklich sehr gut wieder, was man von vielen, vielen historischen Filmen und Serien ja wirklich nicht sagen kann. Ich habe also auch vom Musical-Team große Ehrfurcht vor der Geschichte und Detailtreue sowie Sorgfalt erwartet und wurde nicht enttäuscht!

Kreatives Dreamteam

Annette Hess, die Drehbuchautorin der Serie, schrieb auch die Geschichte für das Musical und niemand anders als Peter Plate und Ulf- Leo Sommer schrieben die Musik. Wenn ihr also befürchtet habt, dass einfach ein paar deutsche Rock’n’Roll-Hits verwurstet wurden, dann grämt euch nicht weiter, es gibt brandneue, wunderschöne und ausschließlich für dieses Musical gemachte Musik. Die Lebensgeschichten der vier Schellack-Frauen wurden nicht bis zur Unkenntlichkeit gekürzt, nein, auch wenn ihr keine Fans der Serie seid, sie vielleicht nie gesehen habt, ihr werdet trotzdem gut folgen können!

Die Familie Schellack

Kurz für alle, die die Serie nicht kennen: Monika Schellack (Sandra Leitner) ist von der Haushaltsschule geflogen und kommt zurück nach Berlin, zur Tanzschule ihrer gestrengen Frau Mama, Catharina Schellack (Elisabeth Ebner), die natürlich alles andere als begeistert ist. Zum Glück hat die Matriarchin noch zwei andere Töchter (Isabel Waltsgott und Tamara Pascual), die weniger missraten sind. Sie eifern voller Ehrgeiz danach eine möglichst gute Partie zu machen. Monika trifft derweil sehr bald den rebellischen Freddy (David Jacobs) und beginnt zu allem Überfluss und zum Leidwesen ihrer Mutter auch noch Rock’n’Roll zu tanzen!

Prädikat: sehr sehenswert

Echte Musicalfans entdecken hier schon einige bekannte und beliebte Namen, kein Wunder also das jedes Lied ein noch größerer Kracher ist als das vorangegangene, die Songtexte sind tiefsinnig und dennoch eingängig. Die Darsteller sind großartig. Die Tänze sind toll anzusehen (Hach, die Kleider!) und, wie gesagt, die Geschichte ist ein interessantes, lehrreiches und teilweise auch düsteres Stück deutscher Geschichte. Ein richtiges Juwel in der Berliner Kulturlandschaft, ein Stück Nachkriegsdeutschland und ein intimer Blick auf das Leben deutscher Frauen wie es viel zu selten so spannend und sehenswert gezeigt wird. Ein wahrhaft würdiges Denkmal! Prädikat: sehr sehenswert.

Wer sich für das Musical noch entsprechend einkleiden möchte, dem empfehle ich den Strychnin Store oder Strawbetty, dann könnt ihr mit einem neuen Petticoat glänzen! Oder mit einer stilechten Umschlagjeans für die Herren.

Informationen zu den Spielzeiten und Tickets bekommt ihr hier.

©Nicole Haarhoff

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