Es wird endlich Frühling, die Blumen und Bäume blühen, die perfekte Zeit für eine lustige, lockerleichte Oper in der Komischen Oper!

Elvis Presley

Der fröhliche Gourmet und Lebemann John Falstaff (Scott Hendricks) kocht. Nur mit einer Kochschürze bekleidet schwingt er seinen gut gepolsterten Hintern zu einem Elvis-Presley-Song, während er hier Sahne hinzugefügt und dort vorsichtig nachwürzt. Leider bleibt es nicht bei dieser fröhlichen Stimmung als die Rechnung für all die leckeren Dinge auf seinem überbordenden Küchentisch eintrudelt – er kann nicht zahlen! All die exquisiten Zutaten sind nicht günstig und Falstaff ist hochoffiziell pleite.

Selbstbewusstsein ist alles

Zu seinem Glück ist er aber auch mit einem sehr gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet. Er hat schon einen Plan parat um sich selbst an den Haaren aus dieser Misere zu ziehen – die Haare sind ein wichtiger Teil des Plans. Falstaff hat, zugebenermaßen etwas faul, zwei gleichlautende Liebesbriefe an zwei schöne und reich verheiratete Damen geschrieben. Er hofft einerseits auf ein wenig Spaß mit den Schönen, aber vor allem sind die Schatzkästen ihrer Ehemänner sein Ziel. So hofft er sich wieder gesund zu stoßen und er hat keinerlei Zweifel, dass die Damen anbeißen werden da er… Nun ja, sagen wir mal, wenn er in den Spiegel schaut dann scheint er einen wahren Gigolo zu sehen.

Schnell durchschaut

Die beiden Damen (Ruzan Mantashyan und Karolina Gumos), die er sich ausgeschaut hat sind gute Freundinnen und so ist es wenig verwunderlich, dass sie seinen Coup beinahe sofort durchschauen. Gemeinsam planen sie dem frechen Kerl, der sich nicht einmal die Mühe macht, ihnen zwei verschiedene Briefe zu senden, eine Lektion zu erteilen! Sie gehen zum Schein auf seine Avancen ein und eine von ihnen, Alice, lädt ihn zu sich nach Hause ein. Ohne dass die Verschwörerinnen es ahnen, gibt es allerdings noch einen weiteren Mitwisser: Alice’ eifersüchtiger Ehemann (Günter Papendell) hat gehört, dass der berüchtigte Lüstling Falstaff seiner Ehefrau hinterherschnüffelt und kocht vor Wut.
Auch er plant Falstaff übers Ohr zu hauen, aber gleichzeitig möchte er auch seine vermeintlich untreue Frau inflagranti erwischen!

Die Perücke machts

Klingt kompliziert? Na ja, da sind auch noch die geprellten Diener (James Kryshak, Jens Larsen) des Falstaff, die verliebte Nannetta (Alma Sadé) und ihr Schönling Fenton (Oleksiy Palchykov) und die freche Mrs. Quickly (Agnes Zwierko) die ganz besonderen Spaß an all den Eskapaden hat. Und alle haben ein Hühnchen mit Falstaff zu rupfen! Der kann gar nicht so schnell die Perücken wechseln so schnell werden neue Pläne gegen ihn geschmiedet! 

Was für ein Spaß! Und ich würde jetzt natürlich am liebsten sagen, dass es ein Damenabend ist, bei dem die verschwörerischen Holden mit Witz und Geschick den ungeschickten Möchtegern fraglos an die Wand spielen.
Und tatsächlich machen die vier Sängerinnen ihre Sache auch sehr, sehr gut. Aber es ist Scott Hendricks als John Falstaff. Er könnte abstoßend wirken, säuisch gar, wie er da ohne viele Manieren und sich maßlos selbstüberschätzend schmatzt und trinkt und hilflos von Falle zu Falle taumelt. Aber irgendwie kann man ihm nicht wirklich böse sein, denn Hendricks spielt ihn so sympathisch, so lebensnah, so nachvollziehbar. Man möchte ihm verzeihen, dass er für gute Pasta und teuren Rotwein alles tun würde – würde man das denn nicht selbst auch? Vor allem weil einem in den Umbaupausen immer hocherotisch italienische Rezepte ins Ohr gehaucht werden!

Eine rauschende Premiere, eine wundervolle Oper. Aber natürlich bleibt es in der heutigen Zeit nicht ohne zumindest eine Prise Realität. Und so kommt der scheidende Intendant Barrie Kosky zum Schlussapplaus auf die Bühne und greift zum Mikro, er hat sowohl Günter Papendell als auch Karolina Gumos zum Kammersänger sowie zur Kammersängerin vorgeschlagen und Kultursenator Lederer vergibt die Ehre an diesem Abend. Aber vor der rauschenden Premierenfeier übergibt Kosky das Wort an Tenor Oleksiy aus der Ukraine, der den Fenton gesungen hatte.
Dieser sagt einige Worte des Dankes und gibt ein beliebtes ukrainisches Lied zum Besten gibt. Der Saal ist derweil mucksmäuschenstill und die Spendenkästen im Foyer füllen sich später rasant. Bei all der Feierei dürfen wir auch in der Kulturszene nicht vergessen was vor unserer Tür passiert! 

Infokasten

Wer nun aber neugierig geworden ist, Falstaff wird am 7., 12.,22. und 28. Mai gezeigt und auch im Juni und Juli gibt es Termine. Weitere Informationen und Tickets gibt es hier.

Musikalische Leitung: Dinars Rubiks, Inszenierung: Barrie Kosky, Bühnenbild und Kostüme: Katrin Lea Tag,

©Nicole Haarhoff

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