Murmel Murmel

Wagner! Lang, schwer, schwermütig! Oder eben von Herbert Fritsch inszeniert. Herbert Fritsch, von dem ich zum ersten Mal hörte, als er an der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz “Murmel Murmel” zeigte. Eine Freundin war ganz begeistert und wollte mich mitnehmen. Worum geht es denn da, fragte ich. Und bekam nicht wirklich eine Antwort. Ja, worum geht es denn bei “Murmel Murmel”? Es gibt nämlich nur dieses eine Wort, dafür aber elf gestandene Schauspieler und Schauspielerinnen auf der Bühne die mit diesem einen Wort sehr, sehr viel ausdrücken! Ein großer, verrückter, bunter, krasser Spaß, der mich nachhaltig beeindruckt hat. Ich habe mich also sehr auf seine Inszenierung von Wagners “Der fliegende Holländer” an der Komischen Oper gefreut und wurde nicht enttäuscht!

Ein Schiff aus Papier

In seiner Kindheit bastelte Fritsch Schiffe aus Papier mit einem Stöckchen als Mast, genauso sieht nun auch das mannshohe Schiff auf der Bühne aus, mit blutroten Segeln die von den spiegelnden bunten Wänden eingefasst werden als wären die Protagonisten auf der Bühne Spielfiguren in einem Diorama mit einer Abenteuerszene. Kapitän Daland (Jens Larsen), ein bauchiger Mann mit Playmobil-Bart, trifft mit seiner Mannschaft in der Ruhe nach einem schweren Sturm plötzlich auf eine Gestalt die sie vorher nur aus Sagen kannten: der fliegende Holländer (Günter Papendell). Mit knallrotem Haar und Piraten der Karabik Aufmachung ist dieser der Stoff aus dem Mädchenträume sind. Und so schwärmt, weit entfernt und am trockenen Land, die Tochter von Kapitän Daland zeitgleich verliebt von diesem tragischen Helden. Ist er doch dazu verdammt ewig die Weltmeere zu befahren, sollte er nicht endlich eine treue Frau finden die ihm die ewige Liebe schwört.

Aber ach, der Holländer hat nur noch wenig Hoffnung. Sieben Mal ist er nun schon auf Freiersfüßen gewandelt und sieben Mal wurden seine Mannschaft und er enttäuscht. Als nun aber Kapitän Daland die unermesslichen Schätze sieht, die das Schiff mit den blutroten Segeln und die Besatzung tragen, da kann er nicht anders als von seiner Tochter Senta (Daniela Köhler) zu erzählen. Und der Holländer schöpft wieder Mut…

Knalligbunte Liebesgeschichte

So macht eine Wagner Oper so richtig Spaß! Frisch und fetzig, einzig die Kostüme sind ein wenig gewöhnungsbedürftig, zumindest die von Senta und ihren Freundinnen, die Mannschaft des Holländers dagegen, als Zombiehorde, hat mir sehr gut gefallen. Statt großer Tragik gibt es quietschbunte Hoffnung und ein rosarotes Happy End (na gut, beinahe). Für Traditionalisten vielleicht nicht das Richtige, es gab bei der Premiere ein paar vereinzelte Buh-Rufe. Mir hat es allerdings sehr gefallen!

Weitere Informationen und Tickets gibt es hier.

©Nicole Haarhoff ©Bild: Monika Rittershaus

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