La Cage aux Folles

Nun ist es also passiert. War ja nur eine Frage der Zeit. Ich habe es geahnt! Irgendwann musste die schönste Beinreihe von Berlin abgelöst werden, es ist nun nicht mehr der Friedrichstadt-Palast der sich diese Ehre geben darf, nein, nun ist es die Komische Oper und Barry Koskys überaus diverse und weniger uniforme Tanztruppe die die schönsten und heißesten Beine in die Luft wirft. Aber das ist nicht einzige Grund, warum man sich La Cage aux Folles auf jeden Fall ansehen sollte. Der eigentliche Grund ist, dass die Inszenierung einfach wundervoll ist. Von den grandiosen Bühnenbildern über die tollen, farbenprächtigen Kostüme bis hin zu den spielfreudigen, sympathischen, liebenswerten, wundervollen Darstellern. Hach, was war es schön, ich musste das eine oder andere Tränchen verdrücken.

Zur Geschichte muss man ja eigentlich kaum noch etwas sagen, jeder kennt sie. Es geht um Liebe, um die Liebe in all ihren Formen, die romantische, die familiäre, die freundschaftliche. Da sind Georges (Tilo Nest) und Albin (Tom Erik Lee), ein Paar seit dreißig langen Jahren. Georges betreibt einen schillernden Nachtclub und Albin bzw. sein Alter Ego Zaza, die Dragqueen, ist der große Star! Gemeinsam haben sie Jean-Michel (Nicky Wuchinger) großgezogen, ein kleiner Bi-Fehltritt von Georges, jetzt ein erwachsener Mann, der gerne heiraten möchte. Seine Angebetete Anne (Maria-Danaé Bansen) ist eine quirky-quirlige Schönheit, leider hat sie ein großes Manko: ihre Eltern (Rebekka Burkhardt und Christoph Späth). Die sind nicht einfach bloß ein wenig konservativ, Lokalpolitiker Edouard Dindon hat Lasterhöhlen wie Georges Club den Kampf und die Vernichtung angesagt!

Es kommt wie es kommen muss. Jean-Michel möchte, um die Eltern seiner Anne nicht zu vergraulen, Georges und Mutter Simone als brave heteronormative Bioeltern präsentieren. Dafür soll nicht nur anstößige Peniskunst aus dem Haus seiner Eltern verschwinden, sondern Albin gleich mit. Dieser ist, verständlicherweise, sehr verletzt, erklärt sich aber dennoch bereit dem Elterntreffen fern zu bleiben.

Klingt tragisch? Keine Sorge, mit der wie immer grandiosen Tanztruppe der Komischen Oper die eigentlich eine eigene Show verdient, weil sie einfach ein Hingucker ist, wird es niemals langweilig oder zu traurig. Außerdem gibt es auch noch Albins Zofe/Butler Jacob (Daniel Daniela Yrureta Ojeda) mit den schwindelerregend hohen Absätzen und dem schwindelerregend großen Ego und dem liebenden Herzen. Sie sind das Sahnehäubchen und die Kirsche auf einer ohnehin wundervollen Show! Die Chemie zwischen Georges und Albin (Nest und Lee) ist nicht von dieser Welt, sie sind zart, liebevoll, verschmitzt und verliebt, kennen jeden kleinen Fehler des Anderen, wie man es von einem langjährigen Paar erwartet. Ihre Lieder, das bekannteste sicherlich “Ich bin, was ich bin”, treffen mitten ins Herz! Ich habe sicherlich nicht als einzige Person im Publikum kurz verschämt meine Augen trocken wischen müssen.

Und als ganz besonderes Schmankerl ist auch noch Berliner Musicallegende Helmut Baumann mit dabei, der 1985 als Zaza am Theater des Westens brillierte. Er bekommt tosenden Applaus nach seiner Performance als Jaqueline! Standing Ovations für die Vorstellung gibt es sowieso.

Ich kann euch “La Cage aux Folles” gar nicht genug ans Herz legen! Eine quietschbuntes, sexy, schrilles, liebevolles, warmherziges Gesamtkunstwerk.

Weitere Infos und Tickets gibt es hier.

©Nicole Haarhoff

2 Gedanken zu “La Cage aux Folles – Ein Käfig voller Narren – Komische Oper Berlin

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