Nur nicht aus Liebe weinen
Gerade erst habe ich Tim Fischer in der Bar jeder Vernunft erleben dürfen, gemeinsam mit der wunderbaren Cora Frost hat er dort bei einem intimen Konzert Duette der Liebe zum Besten gegeben, von Cindy & Bert bis zu den Wildecker Herzbuben, ein wundervoller, herzlicher Abend bei dem die beiden Diven um die Wette glitzerten und glänzten. Und nun ist er in eine elegante schwarze Robe geschlüpft und porträtiert mit eleganter roter Frisur die weltbekannte Filmdiva Zarah Leander im Renaissance Theater.
Kann denn Liebe Sünde sein
Die große Diva vieler UFA Filme der 30er Jahre, die wegen ihrer markanten tiefen Stimme und ihrer Schönheit so beliebt und berühmt wurde. Völlig ohne gesangliche oder schauspielerische Ausbildung gelangt sie mit harter Arbeit und einer Prise Glück zu großem Ruhm, allerdings zu einer Zeit, in der es nicht einfach ist, ein Star zu sein. Sie wird zwar gefeiert, der Druck bei Propagandafilmen mitzuwirken und sich als ergebener Nazi darzustellen ist allerdings groß. Sie verkehrt mit Goebbels, Freunde sind sie allerdings nicht. Nachdem man ihr den Titel der Staatsschauspielerin anbietet und sie ablehnt, verlässt sie Deutschland und zieht sich auf ihren Landsitz in Schweden zurück. Obwohl sie zeitlebens angibt eine unpolitische Person zu sein, eine politische Idiotin gar, wird es ihr für immer nachhängen das sie sich niemals öffentlich gegen die Naziherrschafft aussprach. In Schweden möchte sie niemand auf der Bühne sehen.
Davon Geht die welt nicht unter
Und genau hier setzt Tim Fischer mit seiner Darstellung der Leander ein – eine fiktive Gesangsprobe, Zarah trifft einige Jahre nach dem Krieg ihre Musiker, mit denen sie später auf große Tournee durch Deutschland gehen will. Und Tim Fischer setzt sie meisterlich in Szene, ein wenig zu spät, ein wenig mondän, ein wenig selbstverliebt, ein wenig herrisch, aber auch sehr verletzlich und trotz ihrer markanten beinahe männlichen Stimme auch zart. Große Gesten, immer eine angerauchte Zigarette in der schmalen Hand und den Ersatzkaffee in der Handtasche, so präsentiert sich die Leander. Plaudert über die vergangenen Jahre, das künstlerische Exil, parodiert Goebbels und einmal gar Hitler.
Ich weiß, es wird einmal ein wunder geschehen
Und hach, ihre wunderbaren, unvergesslichen Lieder, Tim Fischer haucht und herrscht, gurrt und schmeichelt und singt sie alle so wundervoll, man fühlt sich in der Zeit zurück versetzt. Eine grandiose Darstellung der Diva Zarah Leander. Das Publikum kann sich nicht helfen und summt und schwingt im Takt. Die Band, die die schmissigen Gassenhauer untermalt, ist: Oliver Potratz (Musikalische Leitung, Kontrabass), Mathias Weibrich (Piano), Bernd Oezsevim (Schlagzeug) und Hauke Renken (Vibraphon). Heute Abend ist erstmal die letzte Vorstellung im Renaissance Theater, aber hier findet ihr Tim Fischers Tourplan. Verpasst nicht dieses wunderbare Konzert der Extraklasse!
©Nicole Haarhoff
Tim Fischer ist einfach großartig.